Meine Sicht auf Liga Vier (51)

Meine Sicht auf Liga Vier (51)

Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Oberliga Baden-Württemberg wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich

Folge 51: Nach der Saison 2016/17, der Rückblick

Das wars nun. Die erste Saison in der Oberliga Baden-Württemberg seit über fünfzehn Jahren für unsere SG H2Ku brachte einige neue, aber auch altbekannte Erkenntnisse. Neu war vor allem die Erkenntnis, auch mit einer Auswärtsbilanz von nur zehn Pluspunkten aus fünfzehn Partien am Ende einen dritten Tabellenplatz erringen zu können. Zu verdanken war die gute Endplatzierung natürlich der phänomenalen Bilanz in eigener Halle. Kaum ein Gegner kam hier auch nur in die Nähe von einem Punktgewinn.

Da erfahrungsgemäß mehr Fans der Handballspielgemeinschaft zu den Spielen in die Markweghalle kommen als irgendwo im Ländle, ergibt dies natürlich auch einen gewissen Sinn. Dass es trotzdem nicht für den Aufstieg zurück reichte, hat vielleicht auch eine gute Seite, können sich doch gerade die jungen Spieler nach den Auswärtsspielen ohne einen allzu großen Zeitverlust der sinnvollen Zeitverwendung im niveauvollen Herrenberger Nachtleben widmen. Bei langen Auswärtsfahrten wäre dies wohl kaum oder nur schwer möglich.

All dies hindert mich natürlich auch in diesem Jahr nicht daran, alle Spieler einer profunden, aber auch rein subjektiven Analyse zu unterziehen. Und auch in diesem Jahr gilt wieder: Die Reihenfolge ergibt sich nicht nach Leistung, sondern nur nach Trikotnummer, der Wahrheitsgehalt indes kann bei jedem Spieler persönlich nachgefragt werden.

1 Tobias Barthold: Und wieder einmal wird der Beweis angetreten, dass Sport auch im hohen Alter durchaus noch auf einem hohen Niveau ausgeübt werden kann. Da aber die Trainingssteuerung für die betagten Akteure wie Tobias oder auch Fabian Gerstlauer entsprechend angepasst werden muss, wird ab der neuen Saison das „betreute Trainieren“ angeboten. Als Übungsleiter konnte hier erfreulicherweise Wunschkandidat Peter Kiener gewonnen werden. Dieser hält sich zu dieser Thematik allerdings noch relativ bedeckt („Isch wahr?“)

2 Marvin Fuß: Und täglich grüßt das Murmeltier. Wie ein Bär in der Winterruhe, der Nahrung und Stoffwechsel auf ein Minimum herunterfährt, sammelt Marvin in der kalten Jahreszeit seine Kräfte für das Frühjahr, in dem er dann stets explodiert. Dass er dabei sogar einen ganz guten Spielmacher abgibt, hätte man dabei durchaus früher entdecken dürfen (Marvin: „Mich hat ja nie einer gefragt“). Davon profitiert nun in der neuen Saison der TV Plochingen, wo sich deshalb Brack und Hablizel schon jetzt warm anziehen sollten. Dann aber natürlich erst wieder ab dem nächsten Frühjahr, nach der Winterruhe.

3 Fabian Gerstlauer: Da bekommt der Fabi ausgerechnet zu einem Zeitpunkt in der Saison, wo auch er einmal öfters die Mittellinie überqueren darf, einen Kreuzbandriss und merkt es nicht einmal. Wo andere beim durchaus lebensbedrohlichen Männerschnupfen einem mehrwöchigen Aufenthalt auf ihrer Intensivstation des Vertrauens in Erwägung ziehen, verzieht unser Routinier nicht einmal eine Miene (Fabian: „Ist doch kein großes Ding“). Wäre der Rückraumhüne nicht zufällig auf dem Weg ins Training beim Arzt vorbei gekommen, hätte er die Saison sicher noch zu Ende gespielt. Ohne Schmerzen natürlich.

5 Christian Rau: Der Plumpsack geht um, dreht Euch einmal um. Unsere Versicherung für (Feld)Tore lässt mich und die anderen Fans bei jedem Wurf den Atem kurz anhalten. Egal, ob mit oder ohne Fremdverschulden, knallt unser Chrissi mit fast beängstigender Regelmäßigkeit wie ein nasser Sack auf das Parkett der regionalen Handballtempel. Einmal kurz geschüttelt, fließen bei unserem Halblinken wie einst in den Neunzigern in den Terminator-Streifen, wieder seine Einzelteile zusammen und weiter geht’s. Ein mulmiges Gefühl bleibt trotzdem. Vielleicht sollte man dieses Phänomen einmal mit einer Fallstudie untersuchen.

6 Marvin Seeger: Cool wie Hundeschnauze, der Kerl. Marvin erinnert in seiner Entwicklung ein wenig an Eike Schmiederer seinerzeit (Marvin: „Hallo, meine Frisur sitzt deutlich besser!“). Mit über neunzig Treffern in seiner Premierensaison lag er damit knapp neunzig Tore über den Erwartungen vor der Saison. Dass er dabei sogar von Beginn an die Strafwürfe verwerfen durfte, zeugte von großem Vertrauen des Trainerstabs. Bleibt zu hoffen, dass uns der Linksaußen noch etwas länger erhalten bleibt und nicht so langweilige Dinge wie die Berufsplanung in den Vordergrund stellt.

7 Jannis Mezger: Von unseren Nachwuchskräften aus Harry Sommers Kaderschmiede hatte Jannis in der zweiten Halbserie die meisten Einsätze. Um eine objektive Beurteilung wie alle anderen zu erhalten, hätte es aber natürlich mehr Spielanteile bedurft. Nach dem verheißungsvollen Beginn heißt nun das ehrgeizige Ziel des Rechtsaußen für die neue Saison, nach den erzielten zwei Treffern mehr Würfe einzunetzen wie unsere beiden Torhüter. (Jannis: „Das wird schwierig genug“).

10 Marco Bahmann: Eigentlich wollte Marco ja noch ein wenig länger bei uns bleiben. Doch nach nur einem Jahr bricht unser Rechtsaußen seine Zelte aus Studiengründen wieder ab. Wobei es sich bei Marco eher um Sanitätszelte handelt, wenn man sich seinen Leidensweg etwas genauer ansieht. Der ausschlaggebende Grund war dann aber eine reine Vorsichtsmaßnahme: Nachdem Kapitän Cornelius Maas seine Mitspieler stets mit kräftigen Schlägen auf den Rücken für die zweite Halbzeit motiviert, oder auch für die erste bestraft (?), gab es bei Marco immer wieder die Angst vor einer Schultereckgelenkssprengung.

16 Marco Azevedo-Marques: Für „Aze“ ging die Saison eigentlich erst richtig los, als sie schon richtig am Laufen war. Als gefühlte Nummer eins gestartet, lief er erst zur Hochform auf, als er meistens im Spielverlauf nach Tobi Barthold ins Rennen oder in diesem Fall ins Tor geschickt wurde. Ein Erfolg kann er aber im Torhüterduell auf jeden Fall für sich verbuchen: Bei identisch erzielten fünf Treffern liegt er in allen Statistiken trotzdem einen Platz vor seinem Kasten-Kollegen. Azevedo schlägt Barthold, dem Alphabet sei Dank.

17 Andreas Scheurle: Kam erst im Laufe der Saison ins Team und wird auch bleiben. Hat sich sein Bleiberecht aber auch durchaus verdient. Soll auf Rechtsaußen das Pendent zu Marvin Seeger bilden. Er hat derweil auch durchaus das Zeug dazu, im nächsten Jahr zu lesen: „Cool wie Hundeschnauze, der Kerl. Marvin, ähm, Andreas erinnert in seiner Entwicklung ein wenig an Eike Schmiederer seinerzeit“.

18 Sascha Marquardt: Manchmal muss man sich von alten Zöpfen trennen. So oder so ähnlich dachte sich wohl auch unser Sascha im Laufe des Jahres. Damit hat er sich natürlich seiner stärksten Waffe beraubt. Wer schon einmal einen Pferdeschwanz mit der Wucht einer Reitpeitsche im Gesicht spüren durfte, weiß natürlich, wovon ich rede. Sascha hat sich aber trotzdem erstaunlich schnell weiterentwickelt. Wenn der Kreisläufer einmal den Ball in den Händen hält, ist er so schwer davon zu trennen wie etwa von einem guten Buch auf der kulturellen Abschlussveranstaltung des Teams auf Mallorca.

19 Claudio Schneck: Egal ob Friedberg oder SG H2Ku. Jetzt weiß endlich doch jemand, wo der Erfolg zuhause ist. Nach den fetten Jahren mit zwei Abstiegen ist die Luft nun nach Platz Drei in der Tabelle natürlich beim Kreisläufer etwas raus. Claudio sieht seine persönliche Mission mit dem Abschütteln seiner Abstiegsphobie nun als erledigt an („Was soll ich denn mit Platz Drei?“). Bei der Suche nach einem Verein in der Zukunft aber bitte trotzdem mit Bart, Brille und Perücke vorspielen. Manche Sachen sprechen sich halt doch herum und nicht jeder Verein braucht einen Glücksbringer. Natürlich trotzdem viel Glück für „Klausi“!

22 Alexander Zürn: Der mannschaftsdienlichste Spieler ever! Da sich die eigenen Torerfolge unseres Rechtsaußen doch ein wenig in Grenzen hielten, verlegte sich „Hansjörg“ einfach darauf, die Torerfolge seiner Mannschaftskameraden zu feiern. Und wie! Wenn man bedenkt, dass Alex und Marco als Gespann auf Außen nebeneinanderstehend genauso breit sind wie ein Spieler wie Cornelius Maas oder Fabian Gerstlauer, ist es schon beeindruckend, dass seine Jubelschreie lauter sind, als die der kompletten Bank zusammen. Da kommt dann auch schon mal fast so gute Stimmung auf wie bei Inkas Scheunenfest von „Bauer sucht Frau“.

23 Dominic Rose: Der Allrounder kann eigentlich jede Position spielen. Die Rolle, die Dominic in der jüngeren Vergangenheit spielt, hat aber verletzungsbedingt leider nicht viel mit dem Spielfeld der Markweghalle zu tun. Es soll laut Gerüchten sogar einige Akteure in der Mannschaft geben, die gar nicht wissen, dass es sich bei Dominic um einen Spieler handelt und ihm daher anfangs das verschwitzte Spieltrikot zum Waschen in die Hand drückten. Es bleibt zu hoffen, dass unser Pechvogel in der nächsten Saison so viel Spielzeit bekommt, damit auch er eine völlig objektive und sinnfreie Bewertung erhalten kann.

24 Lukas Fischer: Einer der besten sicherlich, aber wahrscheinlich wohl mit Abstand der beliebteste Spieler in der Mannschaft der SG H2Ku. Lag das Team im Winter doch plötzlich ganz aus Versehen kurz auf einem Aufstiegsplatz, musste man nach dem Verkünden seines Wechsels nach Neuhausen natürlich nachdenken und handeln! Es war nämlich geplant, dass Lukas in seiner Karriere einen weiteren Schritt nach oben macht. Dies wäre aber mit dem Aufstieg der SG in Liga Drei und dem gleichzeitigen Abstieg des TV Neuhausen/Erms aus Liga Zwei nicht mehr möglich gewesen. Deshalb entschloss sich die Mannschaft, noch einmal ein Jahr Oberliga zu spielen und generös auf den Aufstieg zu verzichten. So kann unser Lukas in der neuen Saison doch noch zu einem höherklassigen Verein wechseln. Hut ab für diese noble Geste!

32 Cornelius Maas: Was für eine körperliche Präsenz! Einen solch austrainierten Körper sehe ich sonst nicht einmal bei der Morgenpflege im Spiegel. Diese Voraussetzungen eignen sich naturgemäß auch ganz ordentlich zum Handballspielen, was bei „Nickel“ auch meist überdurchschnittlich gut gelingt. Damit auch die Zuschauer in der Halle zumindest etwas von einem Teil dieser beeindruckenden Physis haben, lässt sich unser Cornelius oft vom Gegenspieler im fingierten Zweikampf den Ärmel bis über die Schulter ziehen und vergisst dann, natürlich zufällig, diesen die restlichen 55 Minuten wieder herunterzuziehen. Die Saison geht, mein Neid bleibt trotzdem.

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