Von der Leichtathletik zum Handball
(1949 - 1959)
Am 22.Januar 1949 beschlossen die Mitglieder bei der Generalversammlung, eine Handballabteilung unter Leitung von Ottmar Ulmer zu gründen, was vor allem bei den Jungen große Begeisterung hervorrief.
Nun hatte man sich zwar fürs Handballspielen entschieden, doch es war kein Sportplatz da. Im selben Jahr wurde der Spielbetrieb, zunächst auf fremden Plätzen aufgenommen. Leider konnte noch kein Sieg verbucht werden, in der ganzen Spielsaison hat es zu einem einzigen Punkt gereicht.
Im Mai 1949 knüpfte Vorstand Eipperle die ersten Kontakte, um für den TV einen eigenen Sportplatz zu erlangen. Nach längeren Verhandlungen wurde eine Weide zur Verfügung gestellt. Vorab waren jedoch noch größere Planierarbeiten nötig. Mit Eifer gingen zunächst alle daran, den Sportplatz mit Spaten, Pickeln und Schaufeln zu bearbeiten. Es mussten 1,5 m abgegraben und zur Auffüllung ans andere Ende transportiert werden. Selbst Schulkinder halfen in der ausgefallenen Turnstunde mit, die ausgestochenen Rasenstücke zu transportieren. Doch bald ließ die Begeisterung nach und es mussten mehrere Versammlungen einberufen werden, um die Mitglieder immer wieder neu zu motivieren. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit konnte der Sportplatz in der Größe 90x40 m fertiggestellt werden, dank Mithilfe einiger älterer engagierter Vereinsmitglieder. Das Einweihungsfest fand am 25. Juni1950 mit einem Handballturnier und unter Anteilnahme der ganzen Gemeinde statt.
Mit dem Neubeginn des TV Haslach wurde auch wieder an die alte Tradition der Weihnachtsfeiern angeknüpft, die im jährlichen Wechsel mit dem Gesangverein veranstaltet wurden. Um die Jahreswende 1949/50 fand diese feierliche Veranstaltung nach einer Pause von 10 Jahren wieder statt. Diese Veranstaltungen waren immer eine willkommene Abwechslung für die Einwohnerschaft und bis auf den letzten Platz besetzt.
Im Spieljahr 1950 konnten für die Verbandsrunde 3 Mannschaften gemeldet werden, eine 1. Mannschaft, eine A-, B- und eine C-Jugend. In diesem Jahr waren die Aktiven nur Punktelieferant der anderen Mannschaften. Das ”Spitzenspiel” gegen Bondorf endete 0:25. Ein Aufruf hierzu von Vorstand Eipperle bei der Generalversammlung am 17 Februar 1951. ”Wenn Ihr im vergangenen Jahr noch keinen Sieg erringen konntet so liegt das nur an der Kameradschaft unter den einzelnen Spielern, und wenn ihr nicht 11 Kameraden werdet so habt ihr in 10 Jahren noch kein Spiel gewonnen.” Dagegen konnten die Jugendmannschaften beachtliche Erfolge erzielen und waren zum Jahresende beide Halbzeitmeister. Übrigens: durch den Sportplatzbau hatte sich der Verein ziemlich verschuldet und als Folge davon die Beiträge auf 6 DM angehoben. Bei der nächsten Generalversammlung wurde aber beschlossen, die Beiträge wieder auf 4 DM zu senken, da viele Mitglieder nicht in der Lage waren, den hohen Beitrag aufzubringen.
Weil der TV beim neuen Sportplatz keine Möglichkeit zum Umkleiden hatte, wollte man dort eine Hütte erstellen. Bei der Gemeinde wurde Bauholz beantragt, was aber vom Gemeinderat abgelehnt wurde mit der Begründung, dass das vorhandene Holz für Gemeindevorhaben benötigt würde. Dem TV wurde jedoch die alte Schießbahnhütte angeboten, die im April 1951 beim Sportplatz aufgebaut wurde. Als Waschgelegenheit diente den Spielern ein Wasserfass, das an jedem Heimspielsonntag mit der grünen Minna (Kleinlastwagen) vom 2. Vorstand Ernst Kohler oder mit einem Schlepper mit Anhänger zum Sportplatz transportiert wurde. Um auch den passiven Mitgliedern etwas bieten zu können, organisierte der Turnverein außer den Weihnachtsfeiern alljährlich einen Ausflug. Diese Veranstaltung wurde immer mit Begeisterung aufgenommen.
Im Spieljahr 1951 konnte die 1. Mannschaft ihren ersten legendären Sieg (4:6 in Hagelloch) verbuchen, der entsprechend gefeiert wurde. Dazu erhielten sie vom Hirschwirt Jost Roller ein Fass Bier gespendet. Die Siegesfeier war nach den Überlieferungen so ausgiebig, dass ein großer Teil der Sieger sich einen blauen Montag genehmigen musste.
Auf dem neuen, eigenen Sportplatz konnte bisher noch kein Sieg verbucht werden. Die Gegner in der Verbandsrunde waren in den ersten Jahren die Mannschaften aus Nagold, Hagelloch, Tailfingen, Reusten und Tübingen (Kreis Achalm). Am Ende des Spieljahres 1952 konnte der TV Haslach einen 3. Tabellenplatz verbuchen. Außer den Verbandsspielen fanden aber auch andere sportliche Aktivitäten statt. Am Ostermontag 1952 waren die Cannstatter in Haslach zu Gast. Im Juni fuhr der TV zum Rückspiel nach Cannstatt, das man gleich mit einem Besuch der Wilhelma verband. Am 27.Juli veranstaltete der TV ein Jugendturnfest in Form einer Vereinsmeisterschaft. Die Jugend maß sich in Ballweitwurf, Weitsprung, Hochsprung und Lauf. Die Aktiven trugen einen Fünfkampf aus, anschließend folgte ein Handballspiel gegen Allianz Stuttgart, wo die Kräfte offensichtlich nicht mehr zu einem Sieg ausreichten. Vereinsmeister bei den Aktiven wurde Ottmar Ulmer, bei den Jugendlichen Niklas Brosamer. Ebenfalls im Juli beteiligte sich der Verein bei einem Sportfest des TV Gültstein mit einer 4x100 m Staffel und errang den 1. Preis. Bei der Sportplatzeinweihung in Nebringen im August 1952 errang die Jugend einen Pokal. Auch das alljährlich im Dezember stattfindende Hallenturnier in Herrenberg wurde stets besucht, bisher jedoch unter der Devise: "Dabeisein ist alles".
Im Januar 1954 übernahm Ernst Kohler das Amt des 1. Vorstands, Wilhelm Egeler sen. wurde zum 2. Vorstand gewählt. Wilhelm Eipperle wurde von der Versammlung zum Ehrenvorstand ernannt. Die 1. Mannschaft schloss das Spieljahr in der Kreisklasse mit einem Platz im hinteren Drittel ab.
Erstmals wurden für die Jugendmannschaften Pflichtspiele angeordnet, die in der Regel als Vorspiel durchgeführt wurden. Der TVH konnte nun auch zusammen mit dem TV Nebringen die Mehrzweckhalle in Herrenberg zum wöchentlichen Training benutzen. Die Haslacher Jugend nahm an den Waldlaufmeisterschaften in Altdorf teil, wozu der Vorstand des TV jedem Jugendlichen 1 DM Zuschuss genehmigte.
Im Jahr 1955 konnte der Turnverein Haslach sein 25jähriges Vereinsjubiläum feiern. Am 14. Mai fand im Gasthaus zum ”Hirsch” eine Feierstunde statt, zu der alle Mitbegründer und Taufpaten eingeladen waren.
Die 1. Mannschaft schloss die Runde mit einem 5. Platz ab. Dagegen wurde die Jugend, unter ihrem Trainer Gotthilf Wagner, Meister in der gemischten Staffel im Kreis Achalm. Als Preis stiftete der Handballverband Württemberg 11 Paar Stutzen. Einige Jugendtalente wurden auch in die Kreisauswahl berufen. In diesem Jahr erfolgte die Umstellung des Spielbetriebs; künftig war Spieljahr = Kalenderjahr. Aus diesem Grunde wurde eine verkürzte Runde bis zum Jahresende gespielt, aus der die Haslacher als Gruppenletzter hervorgingen. Erwähnenswert ist noch, daß das Mitglied Hermann Mendel württembergischer Juniorenmeister im internationalen Fünfkampf wurde. Auch Erich Dannemann konnte bei Leichtathletikwettbewerben auf Landesebene einige gute Platzierungen erreichen.
In der Verbandsrunde befand sich der TVH in der Kreisklasse II im Aufwärtstrend, die gewonnenen Spiele überwiegten. Während der Wintermonate beteiligte sich der TVH an den Spielen der Herrenberger Hallendivision mit dem Ergebnis 7:9 Punkte. Am 3. Juni1956 nahm der TV Haslach anlässlich der Einweihung des Stadions des VfL Herrenberg am Festturnier teil. Im August besuchte der 1. FC Nürnberg den VfL Herrenberg zu einem Freundschaftsspiel im neuen Stadion. Im Anschluss lud der TV Haslach die Gäste und die VfLer zu einem bunten Abend nach Haslach ein. Am Sonntag spielte dann der 1. FCN gegen den TVH, was unter großer Anteilnahme der Sportbegeisterten unentschieden endete. Die geknüpften freundschaftlichen Bande wurden im darauffolgenden Jahr bei einem Gegenbesuch in Nürnberg gefestigt. Im Oktober 1956 wurde Spartenleiter Werner Hellener durch Heinz Kummer abgelöst.
Die Generalversammlung am 5.1.1957 stand unter dem Motto: ”Wer nicht mehr als Funktionär weitermachen will, der muss eben” und so blieb die Vereinsführung die alte.
Herausragendes Ereignis in diesem Jahr war die Erringung der Meisterschaft in der Kreisklasse II und der damit verbundene Aufstieg. Diese Meisterschaft wurde bei einer zünftigen Feier und mit genügend Bier und flotter Musik gefeiert. Ein Pokalspiel in Haiterbach hatte Nachwirkungen, einige Spieler stellte der Schiedsrichter wegen überaus hartem Spiel vom Platz und diese Spieler wurden bei einer Spielerversammlung von Vorstand Ernst Kohler scharf kritisiert und ermahnt.
In diesem Jahr stand zur Diskussion ob Haslach im Kreis Achalm bleibt oder in den Kreis Nagold wechselt. Die Abstimmung ergab einen Verbleib im Kreis Achalm.
Der langjährige Vorstand Ernst Kohler stellte sich bei der Generalversammlung 1959 nicht mehr zur Wiederwahl. Trotz Abwesenheit wegen Krankheit wurde der damalige Kassier Reinhold Hirth zum neuen Vorstand gewählt. Eine besondere Auszeichnung erhielten zwei Spieler, die schon seit der Gründung der Handballabteilung im Jahre 1948 als aktive Spieler dabei waren. Es sind dies Wilhelm Kohler und Richard Wagner, sie erhielten die Ehrenplakette des TV Haslach. Der Kassenbericht von Reinhold Hirth und die Einführung in sein neues Amt als 1. Vorstand wurden bei der nächsten Ausschusssitzung nachgeholt.