Meine Sicht auf Liga Vier (54)

Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Oberliga Baden-Württemberg wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich

Folge 54: Vor der Rückrunde der Saison 2018/2019

Kaum sind die letzten Silvesterknaller verraucht und verstummt, stehen die nächsten Kracher schon vor der Tür. Auch mit viel Getöse, aber in diesem Fall zusätzlich mit einem verklebten Ball. Nein, natürlich sind nicht die kommenden Spiele in der Oberliga für unsere arg dezimierte Handballgemeinschaft gemeint, obwohl auch diese am Ende des Monats ein Spitzenspiel in Köndringen vor der bis dann wieder breiten und kraftvollen Brust hat.

Vielmehr geht vorher es um ein neues Wintermärchen für unser Handball-Nationalteam bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Und dieses Ereignis ist dann natürlich auch im Gäu präsent. Vor allem können sich unsere Aktiven einiges in Berlin, hoffentlich in Köln und eventuell sogar in Hamburg von unseren Nationalshootern abschauen. Neben glanzvollen handballerischen Leistungen dürfte der Blick der SG- Cracks aber vor allem neben das Spielfeld abschweifen, da, wo die vollbesetzte Wechselbank der Nationalmannschaft steht. Ja, es gibt sie noch, die Teams, die keine oder zumindest kaum Besetzungssorgen haben. Der Bundescoach musste sogar noch kurz vor dem Turnier Spieler aus dem Kader streichen.

In Herrenberg kann ein Alex Job darüber indes nur gequält lächeln. Hier im Gäu wird niemand und nichts gestrichen, nicht einmal der Sanitärtrakt der Markweghalle. Was derzeit bei der SG H2Ku in Sachen Verletzungen abläuft, dürfte wohl einmalig in der nun 25- jährigen Geschichte der weitverzweigten Spielgemeinschaft sein. Wie die übrig gebliebenen Akteure allerdings in der Hinrunde agiert haben, nötigt durchaus Respekt ab. Mit Platz sechs lassen sich die Träume vom Schritt in eine Liga höher zwar nur noch schemenhaft erahnen, trotzdem ist die Punktausbeute beileibe nicht selbstverständlich.

Man blicke nur über den Tellerrand in andere Mannschaften, dessen Gebilde sich wie ein eigener Mikrokosmos darstellen, der keine Störungen verträgt. Als bestes Beispiel sei hier der Finger auf den TSB Schwäbisch Gmünd gerichtet, der als Spitzenteam nach dem Wegfall von zwei Leistungsträgern prompt in die Württembergliga abglitt. Es ist auch eine indirekte Folge der Spielqualität in der hiesigen Oberliga, die wohl etwas höher anzusiedeln ist als die oberste Spielklasse in anderen Landesverbänden. Viele Vereine stecken den meist knapp auf Kante genähten Etat in eine hochwertige Stammsieben. Dies geht natürlich zu Lasten der Quantität und bleibt nur so lange gut, bis die ersten Verletzungen auftreten.

Dass in Herrenberg trotzdem weiter erfolgreich aufs Tor geworfen wird, hat nichts damit zu tun, dass der Kader im Gäu enorm breiter aufgestellt ist als anderswo. Vielmehr ist die Ausgeglichenheit im Team einer der Garanten für das positive Abschneiden.

Ein anderer, vielleicht weit wichtigerer Aspekt dürfte das interne Mannschaftsklima sein. Kein Jammern und Resignieren ist bisher aus den Katakomben der Markweghalle, weder nach dem Training noch nach dem Spiel, nach außen gedrungen. Und dies liegt sicherlich nicht an der hervorragenden Playlist, die stets leise und dezent aus der Umkleide nach außen säuselt.

Auf der anderen Seite ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass bei einer ausgedünnten Bank jeder Spieler seine mehr als reichlichen Einsatzzeiten erhält. Manche sogar sechzig Minuten, oder mehr. Dies garantiert gute Laune und lässt erst gar kein Neid aufkommen. Ein voller 14-er Kader hingegen sorgt bei dem einen oder anderen Akteur, der nicht zum Einsatz kommt, auf der Bank durchaus für Déjà-Vu Erlebnisse aus der Jugend. Seinerzeit mit Motivation und Akne bewaffnet, betrat so mancher die heimische Disko und bekam auch nach Stunden kaum Einsatzzeiten auf der Tanzfläche. Eine formschöne Zahnspange in Form und Größe einer Bärenfalle war da auch wenig hilfreich.

Aber zurück zum Tagesgeschäft, denn natürlich hofft das ganze SG- Lager auf die Rückkehr der Erkrankten und Verletzten. Niemand möchte doch irgendwann ein Spiel in Unterzahl sehen, obwohl noch gar keine Zeitstrafe angezeigt wurde.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf „Alle erlauben“ erklären Sie sich damit einverstanden. Weiterführende Informationen und die Möglichkeit, einzelne Cookies zuzulassen oder sie zu deaktivieren, erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.