Meine Sicht auf Liga Drei (5)
Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Handball-Regionalliga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 5: nach der Hinrunde 2009/2010
Wer hätte das gedacht? Mit dieser kurzen Frage ließe sich die Hinrunde der aktuellen Regionalligasaison genauso einfach wie präzise zusammenfassen. Das wäre mir wiederum natürlich dann doch zu einfach. Aber der Reihe nach.
Wer hätte das gedacht? Da kommt im Sommer mit der SGH2Ku eine Mannschaft daher, die die Liga in den letzten zwei Spielzeiten mal so richtig aufgemischt hat.
Nicht wenige prophezeien nach dem nicht unerheblichen Umbruch gleich folgend einen nicht unerheblichen Einbruch. Aber nichts dergleichen passiert. Geformt von einem Trainer, der eigentlich noch gar keiner war, als er im Sommer bei der Mannschaft mit einem der längsten Vereinsnamen Deutschlands begann, führte er das Team in Sphären, die ihm sicherlich zwischendurch selbst manchmal unheimlich vorgekommen sein müssen. Und er tat dies mit einer Selbstverständlichkeit und Souveränität, als hätte er nie im Leben etwas anderes getan.
Ein wichtiger Knackpunkt lag für mich gleich am ersten Spieltag gegen die Mini-Kröstis aus Kronau, als man in der zweiten Halbzeit plötzlich in Rückstand geriet und sich das bis dato sicher geglaubte Spiel zu kippen drohte. Am Ende gewann bekanntermaßen die SG das Spiel noch klar und holte sich neben den zwei Pluspunkten die Gewissheit über die eigene Stärke. Bei jedem anderen Ausgang wäre die Saison sicherlich anders verlaufen, wie man am Beispiel des hohen Staffelfavoriten Lok Pirna nachskizzieren kann.
Und so sind es im Januar pikanterweise wiederum die Nachwuchswerfer aus dem SAP-Zentrum, die der Gäu-Sieben zum Auftakt des Auswärtsspiele- Marathons den Weg in die Rückrunde weisen werden. Nach einer trotz Auswärtsschwäche tollen Hinrunde ist für die SG noch alles möglich, die Feier auf dem Rathausbalkon ebenso wie der Sturz auf Platz 11. Ersteres wäre den Anhängern natürlich lieber.
Und damit kommen wir wieder zur Frage: Wer hätte das gedacht? Die Stimmung auf den Traversen in der Markweghalle ist schon lange gut, manchmal auch richtig gut. Hauptverantwortlich hierfür war meist der FC Bloskapell, das Unikum der deutschen Handball-Fanszene. Das in letzter Zeit immer öfter auch der Pegel eines Hexenkessels erreicht wird, ist aber durchaus auch den restlichen Besuchern geschuldet, die sich in einer Art Verpuppung vom Zuschauer in einen enthusiastischen Fan verwandelten. So brauch einem auch nicht Bange sein, sollte die Musikantenformation einmal verhindert sein. In diesem Punkt besitzt die SGH2Ku Zweitligaformat, für alle Fälle schon mal.
Damit sind wir auch schon beim dritten Wer hätte das gedacht? Die Liga ist so ausgeglichen wie nie zuvor, jeder kann jeden schlagen. Früher waren ja immer mal Teams dabei, bei denen man den Eindruck hatte, sie stellen sich in der Halle nur des schlechten Wetters wegen für zwei Stunden unter. Aber heuer denken die Kellerkinder der Tabelle gar nicht daran, kampflos das Feld zu räumen. Und oben? Wer will, oder sollte man besser fragen, wer kann denn überhaupt eigentlich den Sprung in Liga zwei schaffen? Alle als Favoriten gehandelten Mannschaften liegen zwar im oberen Mittelfeld, aber eben nicht ganz oben. Und so werden wohl am Weihnachtsabend fünfzehn Trainer, mit Ausnahme wohl nur von Eckart Nothdurft vom HBW, unter dem Christbaum darüber sinnieren, das sie mit ihren Schützlingen doch eigentlich viel höher platziert sein könnten. Mit diesem Wissen und der Vorausschau, dass am Ende jemand aufsteigt, der jetzt noch nicht einmal daran denkt, verabschiedet sich aus dem Jahr 2009 Ihr Erhard VerWunderlich