Meine Sicht auf Liga Drei (2)
Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Handball-Regionalliga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 2: vor dem vierten Spieltag
Eine ausführliche Berichterstattung auf dem Weg in die 2. Liga. Diese Schlagzeile ist mitnichten kurz vor dem Ende einer Spielzeit entstanden, in der der Regionalligameister und somit Aufsteiger in die zweithöchste Handballklasse Deutschlands so gut wie feststand, sondern stammt vom regionalen Fernsehsender PTV, wobei das P hier für Pirna steht. Verfasst wurde sie noch vor dem ersten Spieltag der aktuell angelaufenen Saison. Es geht also um die Lok aus Pirna, deren Anspruch mit den Erwartungen aus dem Umfeld im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen mal zu 100 Prozent übereinstimmt. Der Aufstieg soll her, mit allen Mitteln, ohne Wenn und Aber.
Dass dabei von einem Sender das Fell des Bären schon zerteilt wird, bevor er erlegt ist, sei hier nur eine unbedeutende Randnotiz. Interessant ist aber, das dies der Verein eins zu eins in seiner Internetpräsenz übernimmt und somit legitimiert. Dies zeugt schon von, ich sag s mal vorsichtig, einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Von der Gegnerschaft wurde jedenfalls schon mal klar aufgezeigt, dass jedes Spiel erst einmal gespielt werden muss. Mit drei Punkten aus drei Spielen ist der geplante Start gegen keineswegs übermächtige Kontrahenten erstmal gründlich daneben gegangen, auch wenn wichtige Spieler noch verletzt fehlten. Aber die Römer haben die Schlacht im Teutoburger Wald ja auch nicht deswegen verloren, weil gerade an diesem Tage zwei Legionäre wegen Erkältung krankgeschrieben waren .Die Mitbewerber um die Meisterkrone, allen voran Bad Neustadt, dürften es auf alle Fälle mit Interesse zur Kenntnis nehmen, wohl wissend, das die sächsischen Ballwerfer in der Tabelle natürlich im Laufe der Saison noch nach oben klettern.
Mit Spannung darf dabei erwartet werden, ob der Trainer diese ehrgeizige Ziel noch bis zum Ende begleiten darf. Schon in der letzten Saison zeigte sich, das Norman Rentsch bei den Anhängern und in Teilen der Mannschaft so beliebt war wie eine Steuerprüfung am Weihnachtsabend. Deshalb wurde kurzerhand mal eben der Film "Die Meuterei auf der Bounty" von der Mannschaft nachgespielt. Als Sieger muss wohl der Trainer hervorgegangen sein, wurde doch im Hinblick auf die fest eingeplante Liga 2 und die Trainerverträglichkeit die halbe Mannschaft ausgetauscht. Die Fans haben es vor allem bis heute nicht verwunden, dass nach drei überaus erfolgreichen Jahren 2008 mit Trainer Allonge ein Mann mit Erfahrung, Enthusiasmus und vor allem großer Beliebtheit in die Wüste geschickt wurde und der neue Chef an der Seitenlinie halt gar nicht so menschlich sympathisch rüberkommt.
Derlei Sorgen kennt man im Gäu bei der SGH2Ku natürlich nicht. Trainer Kromer hat im Moment allen Grund, im September mit der Sonne um die Wette zu strahlen. Selbst im stillen Kämmerlein dürfte er sich nicht sicher gewesen sein, dass sein Trainerdebüt so wie selbstverständlich traumhaft beginnen würde. Besonders auffällig ist dabei neben der optimalen Punktausbeute vor allem das Wie der Siege mit dem vorläufigen Höhepunkt des letzten Spiels gegen Köndringen/Teningen. Eine Steigerung von Spiel zu Spiel, vor allem auch in der Abwehr, die von nicht wenigen im Vorfeld als das Sorgenkind prophezeit wurde, lassen die megaschweren Abgänge von Allroundbomber Andi Blodig und Abwehrrecke Michael Nölscher fast schon ein weinig vergessen. Am Samstag nach dem Match in Horkheim, noch ein Geheimtipp auf vordere Plätze, wird man wieder ein Stückchen schlauer sein. Neben dem glücklichen Händchen bei der Trainer- und Spielersuche muss man der sportlichen Leitung wohl auch deshalb eine gehörige Portion Fachkompetenz unterstellen, wenn man sich die letzten Jahre mal ansieht. Wenn die Leistung der ersten drei Spieltage auch nur annähernd konserviert werden könnte, ist die Qualifikation für die neue dritte Liga relativ zeitig klar zu machen. Aber ich will mich da lieber nicht zu früh zu weit aus dem Fenster lehnen. Das geht in den meisten Fällen sowieso daneben, siehe oben im Beispiel Pirna.