Meine Sicht auf Liga Drei (19)

Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Dritte Liga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 19: Nach sieben Spieltagen

Bonjour Tristesse. So könnte der auswärtige Handballfan vermuten, wenn er zufällig einen Blick auf die Tabelle der dritten Liga Süd wirft und die SG H2Ku Herrenberg im Dickicht des Tabellenmittelfeldes doch noch erspäht. Ausgeglichenes Punktverhältnis, ausgeglichenes Torverhältnis. Manch einem treibt diese Konstellation wohl die Tränen in die Augen, weil er vor Langeweile so oft gähnen muss.

Wer die Spiele der Mannschaft allerdings gesehen hat, weiß, dass hinter dieser Bilanz Kampf, Dramatik und, ja, bisweilen sogar guter Handballsport versteckt ist. Das bezieht sich vor allem auf die Heimspiele in der Markweghalle. Auswärts gab es natürlich auch immer wieder Kampf und manchmal Dramatik. Nur mit dem guten Handballsport wollte es bisher partout nicht so recht gelingen. Dies überließ man dann doch lieber den jeweiligen Gastgebern. Der gute Gast weiß natürlich auch, was sich gehört. Zwei magere Pünktchen beim ersatzgeschwächten Aufsteiger stehen bisher lediglich auf der Habenseite.

Wer in dieser Saison samstags um 21:30 Uhr nach Spielschluss freudig erregt in Richtung Tresen unterwegs ist, wird sich wohl häufiger fragen, wie diese Mannschaft in fremden oder oft auch gar nicht mehr so fremden Hallen manchmal aufgebrochen wird wie ein Hirsch nach dem finalen Treffer. Zur Ehrenrettung der SG- Jungs sei natürlich auch gesagt, dass gerade in dieser Spielzeit dieses Phänomen auch bei vielen anderen Teams zu beobachten ist. Aber fremdes Leid ist mir in diesem Fall natürlich vollkommen egal, zumal diese Handballkollektive dann auch regelmäßig in Herrenberg vorgeführt werden. Na ja, bisher jedenfalls.

Vielleicht wiegt ja das Karriereende des Leitwolfes doch noch zu schwer. Unabhängig von der Leistung eines Kai Wohlbold wusste dieser immer, was in einer bestimmten Situation zu tun war. Im Aufstiegsjahr war es frappierend, wie oft knappe Spiele zu Gunsten der SG ausgingen. Jetzt ist es eher umgekehrt. Ist man, auswärts, auf Tuchfühlung, neigt sich heuer die Waage doch eher in Richtung Gastgeber. Die Klasse der SG- Recken ist dabei durchaus vorhanden. Nur der absolute Leader fehlt wohl doch noch im Moment. Dabei ist das ganze doch ziemlich einfach zu beheben. Der inzwischen zum Co- Trainer gewandelte Ex- Spielmacher zieht sich zu den Auswärtsspielen einfach ein rotes Spielertrikot über sein weißes Shirt. Allein die Präsenz hilft dann vielleicht ein bisschen.
Aber natürlich sehe ich wieder viel zu schwarz. Die Saison hat ja gerade erst begonnen. Trotzdem lehne ich mich jetzt ganz weit aus dem Fenster und mutmaße, dass die SG H2Ku in diesem Jahr mindestens einer, wenn nicht mehr Mannschaften den Vortritt lassen muss. Aber so ist das eben im Sport.

Ein echtes Gipfeltreffen gab es letzte Woche in Heilbronn, als Horkheim den nun immer besser in Tritt kommenden Löhr-Männern aus Leutershausen unterlag. Ein Match, das am Ende der Runde durchaus zum Zünglein an der Waage werden könnte. Die Klasse, bis zum Ende von oben wie die Adler über die Tabelle zu kreisen, haben beide Vertretungen sicherlich. Wobei dann doch meine Sympathie ein klein wenig mehr auf die Horkheimer Seite ausschlagen würde. Dreimal Vizemeister in Folge wäre ja fast schon unsportlich unfair. Und das will natürlich kein Sportbegeisterter. Aber natürlich kommt bis dahin ja sowieso alles anders und der TV Nieder-Olm schafft in einem sensationellen Durchmarsch den Sprung in die zweite Liga. Wetten?

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