Meine Sicht auf Liga Drei (8)

Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Handball-Regionalliga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 8: nach dem 27. Spieltag

Die Spiele können beginnen. Na ja, auf alle Fälle die Rechenspiele. Es ist alles angerichtet für den großen Showdown am kommenden Samstag zwischen der SG H2Ku und der Balinger Bundesligareserve. Wie einst Martin Luther seine Thesen in Wittenberg unumstößlich an die Kirchenpforte hämmerte, mache ich dies symbolisch an der Tür zur Markweghalle und behaupte: Sollte die SG dieses Spiel gewinnen, wird sie im Sommer aus der Obhut des Württembergischen Verbandes entlassen und in den erlauchten Kreis der HBL aufgenommen.

Und noch eine These: Coach Axel Kromer sieht das natürlich ganz anders und würde auch nach einem Sieg noch warnend den Zeigefinger heben. Und ich sage, recht so. Nichts wäre fataler, als eine solch gute Ausgangsposition leichtfertig aufs Spiel zu setzten. Schließlich hat es die Mannschaft in der Hand, Geschichte zu schreiben, zumindest SG- Geschichte.

Natürlich muss aber erst mal mindestens vorne ein Tor mehr geworfen werden als die Abwehr hinten zulässt. Möglich ist das, realistisch sicherlich auch, aber beileibe nicht selbstverständlich. Die Frage wird sein, ob die Balinger Jugendbrigade nach dem verpassten Aufstieg die 120-prozentige Motivation verloren hat oder nun ohne nervlichen Druck groß aufspielen kann. Denn eben dieser Druck liegt nun bei den Haslachern, die wiederum in den letzten Wochen gezeigt haben, dass sie gelernt haben, mit genau dieser Situation umzugehen. Bei einem Sieg ist das Rechenspiel natürlich denkbar einfach. Ein Sieg aus den letzten beiden Spielen würde durch das weit bessere Torverhältnis wohl reichen. Bei einer Niederlage allerdings hätte man zwar immer noch den Platz an der Sonne inne, würde aber in Friedberg beim letzten Auswärtsspiel unter dem unbedingten Siegzwang stehen. Denn Horkheim lauert sicher schon im Unterholz, um im gegebenen Moment die SG vom Thron zu stürzen. Damit es soweit nicht kommt, darf der Trainer natürlich alle Feinheiten der Übungsleiterkunst hervorzaubern. Auf alle Fälle ist es aber schön, dass wir solche Rechenspiele zum Ende der Saison noch anstellen dürfen.

Fast noch brisanter gehen die Rechnereien wohl aber um den Klassenerhalt. Aus dem Kreise der sieben Teams, die sich derzeit auf den Plätzen fünf bis elf drängeln, wird genau eine Mannschaft in der nächsten Saison erheblich reduzierte Fahrtkosten haben, um das Szenario einmal harmlos zu umschreiben. Das Ganze erinnert ein wenig an unser Kinderspiel "Reise nach Jerusalem". Sieben Kinder, aber nur sechs Stühle. In den letzten drei Spielen werden wohl jeweils ein oder zwei Ligazugehörigkeitsfeiern abgehalten werden, nur halt in einer Stadt am Ende der Saison nicht. Aber wer das sein wird, weiß niemand. Selbst beim Blick in die Glaskugel herrscht nur dichter Nebel. Hätte die SG H2Ku in der laufenden Spielzeit nur drei Siege weniger eingefahren, wäre sie jetzt übrigens auch dabei in diesem gar nicht lustigen Spielchen.

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