Meine Sicht auf Liga Drei (25)
Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Dritte Liga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 25: Vor dem ersten Spieltag
Und täglich grüßt das Murmeltier. Alle Jahre wieder die gleiche Vorfreude auf eine neue Saison, verbunden mit Bangen und Hoffen. Wie immer würden wir gerne einen Blick in die Glaskugel werfen. Doch selbst Madame Zelda würde mit ihren magischen, zittrigen und symphatisch knochigen Händen im Vorfeld dieses Spieljahres nur weißen Nebel aus dem gläsernen Rund hervorzaubern. Zumindest, wenn es um die Chancen für die heimische SG geht.
Natürlich wissen wir auch, dass es sowieso total anders wird, als wir uns das alle vorgestellt haben. Ist doch logo. Wobei wir schon beim ersten Aspekt der neuen Saison sind, nämlich dem runderneuerten Logo. Ein Neues musste her. Nachdem der Vereinsname im letzten Jahr vom unhandlichen 16:9 Format auf das doch recht hübsch anzuschauende Kürzel SG H2Ku komprimiert wurde, war nun nach immerhin einem Jahr auch das Logo dran. Hört man sich im Umfeld des Vereins bei den Anhängern um, stellt man fest, dass das aktuelle Emblem durchaus polarisiert. Die Einen finden es nicht gerade gelungen, den Anderen gefällt es schlicht und einfach nicht. Aber das ist natürlich alles subjektiv und soll absolut nicht repräsentativ sein. Und schließlich wirft ein Emblem keine Tore. Es erschreckt im besten Falle höchstens den Gegner ein wenig.
Für Tore sollen andere sorgen, nämlich die Spieler. Sofern denn noch einige bis zum Saisonstart übrig sind. Fünf Dauerverletzte, bevor der erste Ball überhaupt die gegnerische Torlinie überschritten hat, sind ein äußerst schwerer Rucksack. Sich daran nicht zu verheben, wird nicht einfach sein. Vor allem, wenn man bedenkt, dass diesen Sack voller Bürden auch Spieler mitzutragen haben, die in der letzten Saison noch in der Landesliga schwitzten. Ein Kommen und Gehen ist also im Moment bei der SG an der Tagesordnung. Nach Gesundung aller Spieler drängeln sich einmal 19 Leiber unter der Dusche nach ein paar Tropfen Wasser.
Zuerst muss aber erst einmal die schwierige Vorrunde gemeistert werden, bei der die Kranken und Rekonvaleszenten von außen zuschauen müssen. Klassenerhalt plus X heißt dann auch das vom Trainer ausgegebene Ziel. Das lässt viel Spielraum nach oben, aber eben sehr wenig nach unten. Nicht unclever das Ganze, aber auch leider absolut realistisch. Viel lieber würden wir als Fans natürlich von der Tabellenspitze und vom Aufstieg träumen.
Dies taten in der letzten Saison übrigens auch die handverlesenen Fans der Stuttgarter Kickers. Der Verein trat auf wie die Sternschnuppe am Nachthimmel. Plötzlich im gleißenden Licht und die Anhänger durften sich heimlich etwas wünschen. Na ja, meistens geht das sowieso nicht in Erfüllung, so auch in diesem Falle. Ein offensichtlich nicht gewählter Sonnenkönig versprach Bundesligahandball in der Landeshauptstadt und lieferte immerhin bundesweite Schlagzeilen mit Pfändungen, Hallensperren und noch mehr spekulativen Fakten. Man war halt mal in aller Munde. Nicht jede Drittligamannschaft kann dies vorweisen und will das wohl auf diese Weise auch nicht. Mir tun aber trotzdem alle Mannschaften leid, die durch solcherlei Geschäftsgebaren benachteiligt wurden.
Und so freue ich mich auch auf eine Saison bei der SG H2Ku, die zwar vielleicht nicht den Platz an der Sonne, aber immerhin am Ende den in der dritten Liga bringt. Andererseits lässt ja die Formel Klassenerhalt plus X Platz zum Rechnen. Setzen wir einfach für das X die fiktive Zahl 12 ein, kommen wir auf ein zufriedenstellendes Ergebnis. Rechnen Sie mal nach!
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