Meine Sicht auf Liga Drei (26)
Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Dritte Liga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 26: Nach dem achten Spieltag
Zum Greifen nahe. Nur drei Punkte, nach Minuszählern gerechnet, trennt die SG H2Ku noch von einem relegationsberechtigenden Platz zum Aufstieg in die zweite Handball-Bundesliga. Und hätte ein bekannter Linksaußen ( Name der Redaktion bekannt) im letzten Auswärtsspiel nicht versucht, das Gebälk mit dem Ball zu spalten, wären es derer nur zwei gewesen
Zugegeben, die SG hat zu einigen Gegnern bis zu drei Spiele Rückstand und das Ganze ist ein wenig durch die dioptrinverseuchte Vereinsbrille gesehen, zeigt aber auf bestürzende Weise, was in der Südstaffel wieder einmal möglich ist. Oder natürlich auch, was nicht möglich ist.
Wäre die Saison jetzt zu Ende, wir hätten gar keinen Aufsteiger. Da die Balinger Jungspunde nicht aufsteigen dürfen, würde bei jetzigem Szenario der Zweitplatzierte aufsteigen. Sollte man meinen, aber trotzdem weit gefehlt. Der DHB hat sich dafür wieder einmal ein ganz besonderes Schmankerl überlegt. So würden nämlich alle Zweitplazierten aller Drittligastaffeln eine Relegation ausspielen. Grund: Die Oberen aus dem Willi-Daume-Haus sehen die dritte Liga als eine einzige Staffel mit 64 Mannschaften. So hört man denn auch ein Husten an der Ostsee noch am Bodensee nachhallen. Voraussetzung an solch einer Relegation wäre natürlich, dass die Berechtigten auch aufsteigen wollen oder besser, es auch können. Finanziell gesehen. In manch einem frisch gepinselten Drittligabüro wird man sicher schunkelnd zusammensitzen, um gemeinsam den Klassiker von Jupp Schmitz zu intonieren: "Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld". Mahnende Beispiele aus der zweiten Liga schweben ständig vor dem geistigen Auge eines jeden dritthöchst angesiedelten Managers. Wenn die HSG Konstanz zum Beispiel bei Empor Rostock antritt, ist das weiter als jede meiner bisherigen Urlaubsreisen. Na ja, fast.
Was aber trotzdem auffällt, ist wieder einmal die absolute Ausgeglichenheit in der Südstaffel. Bis auf die Münsteraner, die zumindest am Anfang der Spielrunde noch ein wenig wie mutmaßliche Touristen daherkamen, kann jede Mannschaft jederzeit Jeden schlagen. Was ja auch jede Woche genau so passiert. Wieder einmal fragt man sich als geneigter Fan, wer denn wohl am Ende die Meistertrophäe in die Höhe stemmen kann. Die Zeiten eines schmucken Wimpels sind ja leider vorbei.
Man muss aber kein Prophet sein, um zu behaupten, dass es die Gäu-Recken wohl eher nicht sind. Trotzdem hätte der Start wohl auch schlechrer laufen können. Nach dem Spiel in Balingen, als sich vom Betrachten fast schon die Netzhaut entrüstet vom Auge geschält hätte, war Schlimmes befürchtet wurde. Aber gerade die Novizen aus der Jugend und der Reserve haben sich von Spiel zu Spiel zu richtigen Drittligahandballern gemausert. Einzig unser Zuwanderer aus einem fernen Land, der die Welt bisher nur aus dem Blick durch schwedische Gardinen kennt, hat sein Können den Fans noch vorenthalten. Aber es ist da, da bin ich mir sicher. Und so kann man trotz der relativ mageren Pluspunkteausbeute bisher trotzdem mit ein klein wenig Optimismus in die Zukunft schauen.
Und noch etwas in eigener Sache. Eine traurige Nachricht am Rande zeigt aber auch wieder einmal, wie unwichtig alle verqueren Gedanken um den verklebten Lederball sind oder sein können. Das viel zu frühe Ableben von einem der größten deutschen Handballer und Namenspate dieser Kolumne, Erhard Wunderlich, zeigt uns wieder einmal deutlich, wie endlich doch alles ist. Mein Respekt, den ich dem Menschen und Sportler durch die Auswahl des Namens Erhard VerWunderlich schon zu Lebzeiten gezollt habe, wird nun sicher nicht kleiner werden.