Meine Sicht auf Liga Drei (30)

Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Dritte Liga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 30: Nach dem 27. Spieltag

Die Saison ist fast zu Ende, die Spiele können beginnen. Gemeint sind natürlich die Rechenspiele um den Klassenerhalt in der Liga. An der Spitze brauchte man ja nicht mehr zu rechnen, der TSV Friedberg wurde souverän Meister der dritten Liga , feierte ausgelassen und darf als Belohnung in der nächsten Saison weiter dritte Liga spielen.

Nicht überliefert wurde allerdings aus dem Bayerischen, ob es wie seinerzeit für die SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen einen formschönen Wimpel vom Verbandsoberen als Siegertrophäe zu überreichen gab. Man muss doch schließlich wissen, wofür man sich ein ganzes Jahr geschunden hat.

Aber zurück zum Wesentlichen. In der Abstiegszone hat sich nun drei Spieltage vor Schluss die Spreu endgültig vom Weizen getrennt, wobei die Spreu wohl inzwischen auf drei Klubs dezimiert sein dürfte. Eventuell dem TV Hochdorf könnte man momentan noch das Prädikat halbes Weizen verleihen. Realistisch ist aber wohl eher, dass sich die SG H2Ku, der TV Groß-Umstadt und der TSV Neuhausen/Filder im Kolosseum der Sportlichkeiten um einen freien Platz in der Oberliga streiten. Praktisch die Reise nach Rom. Drei Teams rennen im Kreis, doch es gibt nur zwei Stühle.

Wobei jeder Verein den Abstiegskampf anders nach außen trägt. Während man sich in Neuhausen von den selbsternannten Mad Dogs (liebenswerte Vierbeiner) weitgehend englischen Vokabulars als Motivation bedient ( Dor or Die, Win or go home), was auf ein sehr weltoffenes Publikum schließen lässt und eine gewisse Intelligenz seiner Sympathisanten voraussetzt, ist man in Groß-Umstadt doch recht nassforsch bei der Sache. Im malerischen Odenwald wird man nicht müde, die Verletztenliste bei jeder Gelegenheit zu bemühen, um den heroischen Kampf der Übriggebliebenen zu würdigen, was ja durchaus löblich ist. Nach dem Spiel der zugegebenermaßen dezimierten Groß-Umstädter in Herrenberg schossen die Verantwortlichen dann doch ein wenig übers Ziel hinaus, als sie nach der Niederlage pathetisch verkündeten: "Leider waren einige Positionen nicht besetzt (sonst wäre Herrenberg ohne Chance gewesen)". Im Überschwang eines Emotionsschubes nach Spielschluss unter Fans durchaus üblich, mutet dieses Statement auf der eigenen Homepage des Vereins aber eher, na ja, man kann fast schon sagen, peinlich an. Zumal bei einer maximal fünfminütigen Recherche der geneigte Zeilenschreiber bemerkt haben dürfte, dass auch beim Gastgeber mehrere Akteure, darunter absolute Leistungsträger fehlten. Da muss man sich für das Fremdschämen gar nicht schämen.

Wie die Herrenberger mit dem Abstiegskampf in der Öffentlichkeit umgehen, sollen indes andere bewerten, dafür bin ich dann doch zu parteiisch. Fakt ist aber, dass noch einige Pfeile bis zum letzten Spieltag fliegen werden. Der absolute Showdown könnte übrigens auch noch eintreten. Zum Halali trifft die SG H2ku dann in eigener Halle auf den TSV Neuhausen/Filder. Der Sieger bleibt in der Liga, der Verlierer steigt ab. Gut für die Kasse, schlecht für die mentale Verfassung aller Beteiligten. Nur zu gut erinnert man sich am Markweg noch an den Mai 2010, als der Sieg der SG zum Aufstieg in die zweite Liga gegen den damals schon feststehenden Absteiger aus Deizisau eigentlich nur noch Formsache war. Die Hände würden sicher in diesem Jahr auch wieder zittern wie frische Fische beim Einholen der Netze auf hoher See. Soweit muss es aber gar nicht kommen. Zwei Siege gegen Kirchzell und in Großsachsen, die Konkurrenz verliert fleißig, dann wird auch die Hand des Spielers so ruhig wie die eines abstinenten Diamantenschleifers.

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