Meine Sicht auf Liga Drei (31)

Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Dritte Liga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 31: Nach der Saison 2012/2013

Die Saison ist zu Ende, überraschenderweise passiert dies jedes Jahr. Der Ausgang stimmte zu fast einhundert Prozent mit meinen nach mathematischen Wahrscheinlichkeiten berechneten Mutmaßungen überein. Auch das ist aber natürlich nicht überraschend. Die heimische SG hat souverän den Klassenerhalt erreicht, was ihr wohl eine Minute vor Schluss des letzten Spiels nicht jeder zugetraut hat. Da jetzt nach Saisonende sowieso alle Spieler im Urlaub sind und nichts vom Handball wissen wollen, kann ich deren Abstinenz nutzen, um schonungslos mit dem Gezeigten der Recken abzurechnen, einzeln und absolut nicht objektiv. Die Reihenfolge ergibt sich hier natürlich nicht nach Leistung, sondern rein numerisch.

1 Daniel Rebmann: Seine Leistung hat sich trotz seiner verringerten Trefferfläche durch unübersehbaren Gewichtsverlust erstaunlicherweise nicht verschlechtert. Wird bestimmt mal ein ganz Großer, nicht nur körperlich. Mein Versäumnis: Hätte ich mich intensiver mit ihm angefreundet, hätte er mir später VIP- Karten für die Nationalmannschaft besorgen können.
3 Valentin Hörer: Wer soll den bloß ersetzen? Der Torjäger schaut zwar manchmal etwas unausgeschlafen drein, als ob er nächtelang mit einem Partybus durch Stuttgart tourt, explodiert aber auf dem Parkett. Gespräche mit Filip Jicha als Nachfolger laufen. Wäre zwar nur eine Notlösung, aber immerhin.
4 Manuel Tremmel: Für den jungen Mann vom HC Wernau war diese Zweifachbelastung Herrenberg / Wernau mit all seinen Gegensätzen nie einfach gewesen. Auf der einen Seite hochklassiger Handballsport, rasante Spiele in vollen Hallen auf hohem Niveau und auf der anderen Seite die Spiele bei der SG H2Ku. Nun ja, den Spagat trotzdem einigermaßen gut gelöst.
5 Christian Rau: Auch diesem Youngster müssen wir eine gute Saison mit Potential für die Zukunft bescheinigen. Seine Defizite kennt er selbst am besten. Möchte in diesem Sommer deshalb auch unbedingt das Sportabzeichen ablegen.
6 Tobias Klisch: Auf den ersten Blick käme man auf den Gedanken, Tobi Klisch wäre hauptberuflich äußerst erfolgreich in der internationalen Billardszene. Spielt dann aber doch auch recht gut Handball. Vor allem als Denker und Lenker inzwischen eine feste Größe im Team. Leider fehlt ihm etwas die Wurfkraft, deshalb darf er auch nur aus sieben Meter Entfernung aufs Tor werfen.
7 Felipe Soteras-Merz: Schweres Erbe mit dieser Rückennummer. Sie sollte eigentlich erst wieder vergeben werden, wenn ein Spieler noch kleiner ist als Kai Wohlbold. Na ja, Vorgabe fast erfüllt. Felipe hat eindeutig damit zu kämpfen, dass er viel zu jung viel zu gut war. Fällt mit tollen Leistungen fast gar nicht mehr auf, ist man ja gewöhnt. Eigentlich schade.
8 Tobias Hold: Wie Vale Hörer kaum zu ersetzen. Hat uns diese Tatsache durch seine Verletzungen aber leider zuletzt nicht mehr zeigen können. Tobias blieb den Fans trotzdem jahrelang stets präsent, weil uns sein Konterfei auf den Plakaten vor den Heimspielen an jedem Ortseingang von Herrenberg verfolgte. Nun ja, wir kamen aber trotzdem in die Halle.
9 Eike Schmiederer: Zweifellos der Aufsteiger der Saison. Viele dachten, er hätte nur einen Vertrag bekommen, um Ingo Krämers Sporttasche in die Kabine zu tragen und Energiebrause zu reichen. Weit gefehlt! Verdrängte den etatmäßigen Linksaußen durch seine Leistung auf die Spielmacherposition. Muss aber noch an den Interviews nach Spielende feilen. (Vorbild: seinerzeit Olaf Thon, der 30 Sekunden nach Abpfiff das komplette Spiel mit einem Puls von 70 Schlägen pro Minute rhetorisch perfekt sezieren konnte).
10 Patrick Sattler: Wurfkraft wie eine altrömische Steinschleuder. Kann mit seinen Würfen Netze zerstören. Wurde aus Kostengründen deshalb in dieser Saison auch (viel zu) wenig eingesetzt. Wandert daher ins reiche Bayern aus.
11 Marcus Granberg: Han är bättre än han visat oss. Kanske trycket var alltför stor. Kommer det från andra klubbar kan göra det till toppen.
12 Nick Ellenberger: Saß meist hinter der Bank bei den Verletzten und musste sich deren Krankengeschichten anhören. Nervte ihn so sehr, dass er nur einen Wunsch für die neue Saison hat: Selbst einmal, wenn auch nur leicht, verletzen und dann gnadenlos zurückschlagen.
13 Christian Dürner: Der Fabrizio Ravanelli ("Die weiße Feder") des Handballs musste oft im rechten Rückraum ran, um den Halbrechten zu entlasten. Da das Tor als Rechtshänder auf dieser Position erfahrungsgemäß subjektiv viel, viel kleiner ist ("Trainer, das Tor sieht man ja kaum"), kam er dabei medial nicht immer so gut weg, wie er es eigentlich verdient hätte. Drohte deshalb auch während der Saison intern, sich einer ambitionierten Feldhandballmannschaft anzuschließen (Torgröße 7,32m x 2,44m), wurde aber nicht fündig. Kann in der neuen Saison vielleicht wieder öfters auf seiner Lieblingsposition spielen (wo ist das eigentlich?).
14 Marcel Kohler: Der Rechtsaußen ist nun seit gefühlt über 18 Monaten ständig verletzt oder gesperrt. Gerüchte, aber wirklich nur Gerüchte besagen, dass seit dieser Zeit Nasenbeinbrüche in der Liga signifikant zurückgingen. Die Quelle dieser spekulativen Tatsachenbehauptung ist natürlich wie immer unbekannt.
15 Ingo Krämer: Die Lebensversicherung der SG!. Konnte als intellektueller Kopf mit der Rolle als Spielmacher endlich sein wahres Ich ausleben. Nicht immer gingen die Spieler auf die Genialität des Lehrers ein (Krämer: "Sind doch sowieso alles nur Studenten"). Könnte mal ein großer Trainer werden und 2033 den dann 80- jährigen Rolf Brack in Balingen beerben.
16 Tobias Barthold: Warum hört er nur so früh auf? Hätte getrost noch zehn Jahre auf diesem Niveau spielen können. Konnte aber beim Apres-Ski am Tresen nicht mehr mit den jungen Wilden mithalten (O-Ton der Mannschaft: "Feigheit vor der Truppe"). Kämpft jetzt im familiären Kreis mit Kakao und Gebäck gegen den eigenen Nachwuchs. Punktsieg Barthold!
19 Robin Brandner: Auf den Halbrechten schein in Herrenberg ein Fluch zu liegen, erst Christian Fritz, in diesem Jahr Robin Brandner. Sein neuer Trainer wird ebenfalls wissen, wovon die Rede ist. Wird seine wahre Stärke aber noch zeigen, wenn er richtig gesund ist. Dann aber nicht von halbrechts. Anbieten würde sich besonders die Stelle als vierter Torwart. Von dieser Position sind noch keine Verletzungen überliefert.
20 Lars Meyer-Hübner: Bei ihm steht leider gar nicht zur Diskussion, ob er gut oder schlecht spielt, sondern ob überhaupt. Kennt seinen Körper inzwischen besser als seine Ärzte. Wird seinen Studium wahrscheinlich im Fach Medizin abschließen mit dem Thema: "Das menschliche Knie im Allgemeinen unter Berücksichtigung der Bedeutung von Knorpel für den Gelenkkörper".
21 Simon Geist: Der LKW aus Stuttgart. Der Angreifer, der an Simon Geist vorbeikommt, was selten genug passiert, tut dies meist nicht ungestraft und schmerzfrei. Perfekter Gegenpart zu Soteras-Merz. Hat aber auch dessen Problem. Da er nie wirklich schlecht spielt, fallen seine guten Leistungen oft unter den Tisch.

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