Meine Sicht auf Liga Drei (33)
Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Dritte Liga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 33: Nach dem 5. Spieltag
Schade. Alles umsonst überlegt. Da hatte ich mir schon so fein säuberlich alles zurechtgedacht, um nach fünf Spieltagen von einem klassischen Fehlstart zu schreiben, den ich natürlich so oder auf alle Fälle so ähnlich vorausgesagt hätte. Nur ein Punkt für die SG H2Ku inklusive der deutlichen Niederlage in Coburg. Und dann das.
Man hätte ja viel machen können, aber eine Siegvorhersage bei der HUK- Zentrale hätte bei öffentlicher Verlautbarung zum sofortigen Abstempeln als ahnungsloser Zeitgenosse geführt, und das vollkommen zu Recht. Wenn man allein bedenkt, welcher Etat beiden Vereinen zugrunde liegt, kann man nicht nur in Herrenberg neidisch werden. Zwar sind die von einer Zeitung einmal kolportierten fast zwei Millionen Euro sicher etwas übers Ziel geschossen, aber auf gehobenes Zweitliganiveau dürften sich die Geldmittel schon bewegen. Aber wieder einmal bestätigt sich, dass Geld allein keine Tore wirft. Oder zumindest manchmal nicht genug. Der Sieg ist in dieser Hinsicht also auch mal ein wenig Genugtuung für alle anderen Mannschaften in der Liga, die nicht mit einem solchen Hintergrund agieren können.
Das Beste an dem Sieg war aber trotzdem die Art und Weise. Die letzten beiden Tore innerhalb von zehn Sekunden haben auf der einen Seite für absolutes Entsetzen gesorgt. Beim Abspielen des Videos in Zeitlupe kann man auf der Gastgeberbank ganz genau den Augenblick erkennen, als die Gesichtsfarbe der Anwesenden von gesundem Rot in ein dem Anlass entsprechendem festlichen Weiß wechselten. Und auf der anderen Seite sorgte vor allem der letzte Treffer unseres Automechanikers dafür, dass man nun weiß, dass es keine schweren Gegner gibt, nur schlechte Tage. Die Realisten können jetzt schon einmal durchrechnen, ob denn sieben Minuspunkte am Ende der Saison für die Meisterschaft und den Aufstieg ausreichen.
Dieses ganze Geschreibe hat natürlich nur eine begrenzte Berechtigung, nämlich bis zur nächsten Niederlage. Und da am Samstag mit dem TV Hochdorf wieder ein Tabellenzweiter mit unseren Coburger Helden die Klingen kreuzt, muss ich mich vorsichtshalber ein bisschen beeilen, damit mich die Gegenwart nicht ein- oder gar überholt. Das erinnert ein wenig an die Schulzeit, als einem auf dem Schulhof die unfassbar süße, aber unerreichbare Blondine zuzwinkerte. Alles war bunt und rosarot, bis man merkte, sie blinzelte nur wegen der Sonne.
Was hat der Sieg von Coburg nun also für Folgen? Zuerst hat sich die Mannschaft natürlich viele Sympathien und Respekt in ganz Süddeutschland erspielt. Und unser Torhüter hat sich schon in seiner aktiven Zeit selbst ein Denkmal gesetzt. Noch in zwanzig Jahren, die SG hatte die Zeichen der Zeit natürlich längst erkannt und spielt inzwischen in Stuttgart unter dem Namen "GäuAmmer Rats" in der 1. Bundesliga, wird man von diesem Treffer reden. Für mich könnte Markus Eipperle kaum mehr an Hochachtung verdienen. Höchstens, wenn er mein Auto in Zukunft umsonst repariert. Vielleicht liest er ja mit. Außerdem weiß nun jeder in der Liga, dass wirklich jeder jeden schlagen kann. Sagt zwar immer wieder jeder Trainer, geglaubt hat es aber niemand.
Für den HSC Coburg dürfte der kleine Betriebsunfall wohl im Saisonverlauf keine großen Auswirkungen haben. Da man fast davon ausgehen kann, dass es in den vier Staffeln kaum mehr als vier Bewerber um den Zweitligaaufstieg geben dürfte, sollte den Ambitionen der Oberfranken nichts im Wege stehen. Außerdem wird der DHB im April nächsten Jahres sowieso alle aufstiegswilligen Teams unabhängig von der Platzierung in die 2. Liga loben. Kommen ja eh nicht mehr als vier zustande. Schade nur für jeden, der bei der HUK sein Fahrzeug versichert hat. Um nicht den Aufstieg trotzdem nicht zu gefährden, wird nun natürlich beim Kader nochmals kräftig nachgelegt werden müssen. Und das geht natürlich nur über saftige Erhöhungen der Versicherungsprämien. Ich habe mich natürlich vorher informiert, dass bei meiner Versicherung kein gewagtes Sportsponsoring betrieben wird. Zum Glück.