Meine Sicht auf Liga Drei (35)
Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Dritte Liga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 35: Nach der Hinrunde 2013/14
Wer wird Meister, wer steigt ab? Einer sehr langen Tradition folgend, möchte ich nun schon zum zweiten Male den Jahreswechsel dazu nutzen, die Teams der dritten Liga zu bewerten und die abgelaufene Hinrunde fein säuberlich zu sezieren, wie wir es normalerweise nur vom Umgang mit Vaters Brieftasche aus dem frühpubertären Stadium unserer persönlichen Entwicklung kannten. Hier wie damals erhebe ich natürlich absolut keinen Anspruch auf eine fachmännische Vorgehensweise.
HSC Bad Neustadt: Aus dem Schlagzeilenverein von einst ist ein Schlagzeilenverein von heute geworden, nun allerdings überwiegend für positive Nachrichten. Null Minuspunkte nach fünfzehn Partien sprechen für sich, allein Sprungwunder Gary Hines ist das Eintrittsgeld wert. Wer hätte schon vor der Saison gedacht, dass die erste Niederlage bis zum 11. Januar auf sich warten lässt? Trotzdem kann ich noch nicht so recht an einen Durchmarsch der Neuschter glauben.
HSC 2000 Coburg: Erstligahalle, Zweitligakader, Drittliganiveau. Wenn es normal zugehen würde, müsste Coburg die Konkurrenz in Grund und Boden spielen. Macht es aber nicht. War die Niederlage gegen die SG H2Ku wohl noch vorhersehbar, waren die Doppelpunktverluste in Bad Neustadt und Großsachsen zu Beginn der Rückrunde kaum eingeplant. Es wird für das Profiteam aber wohl trotzdem zum Aufstieg reichen, da wieder einige Teams aus anderen Staffeln ihr Aufstiegsrecht genau prüfen werden.
TV Hochdorf: Im Vorjahr noch graue Maus mit eindeutiger Tendenz nach unten, hat sich der Griff beim Friesenheimer Sommerschlussverkauf inklusive Trainer deutlich bezahlt gemacht. Vor allem die körperliche Präsenz ist beeindruckend. Benny und die starken Männer schicken sich sogar an, Coburg vom Relegationsrang zu stoßen. Wird wohl am Ende aber nicht ganz reichen.
TSB Heilbronn/Horkheim: Warum nur dieser Start? Wären die drei Auftaktniederlagen nicht gewesen, wäre der ewige Vize genau da, wo er hingehört, nämlich auf Platz zwei. Die Besetzung des Teams ist durchaus für höhere Aufgaben geweiht, für einen mögliche Gang eine Etage höher waren die Auftaktpleiten vielleicht gar nicht so schlecht. So kommt man zumindest nicht wie im letzten Jahr in Aufstiegserklärungsnot.
HSG Konstanz: Wie eigentlich immer traut man der HSG vom Bodensee vor der Saison Einiges zu, einen Platz im vorderen Mittelfeld zum Beispiel. Genau das wird es dann auch Jahr für Jahr. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wie langweilig.
SG Köndringen/Teningen: Und täglich grüßt das Murmeltier. Wenn im Jahre 2050 die eingleisige 3. Liga an den Start geht, ist eine Mannschaft mit Sicherheit dabei. Raten Sie mal, wer. Natürlich wird Christian Hefter sein Team dann immer noch aufs Feld führen. Glückwunsch!
TGS Pforzheim: Nicht gerade überraschend der beste Aufsteiger. Auch wenn man einen Weltmeister auf dem Feld an die Bank verlor, erzeugte dies keinen Einbruch. Mitverantwortlich dafür war unter anderem mit Vale Hörer ein alter Bekannter. Pforzheim wird mit dem Abstieg genauso wenig zu tun bekommen wie Berlin mit einem neuen Flughafen.
SG Kronau/Östringen II: Mittelfeldteam mit keinerlei Richtungsanzeige, weder nach oben noch nach unten. Dazu kaum Zuschauer bei den Heimpartien. Wenn der auswärtige Busfahrer Beifall klatscht, herrscht in Östringen schnell Heimspielatmosphäre für die Gäste. Daran wird sich die nächsten Jahre wohl kaum etwas ändern.
HBW Balingen-Weilstetten II: Endlich haben es die Jungs kapiert. Wenn man abends auf die Piste will, sollte man weite Auswärtsfahrten vermeiden. Folgerichtig die Niederlage bei der SG H2Ku im Oktober, denn merke, Gegner in der Nähe sollten nach Möglichkeit immer die Klasse halten. Haben zwar mit dem Abgang von Stevic einen echten Nackenschlag zu verkraften, der eigene Klassenverbleib sollte trotzdem kein Problem sein.
SG H2Ku Herrenberg: Nur zwei Punkte mehr als im letzten Jahr, trotzdem geht der Puls in diesen Tagen beim Blick auf die Tabelle deutlich ruhiger als noch vor zwölf Monaten. Einen sicheren Mittelfeldplatz gab der Coach als Marschziel aus. Sicher ist der Platz zwar nicht, aber Mittelfeld kann man noch gelten lassen. Wenn die SG zum letzten Heimspiel den Klassenerhalt schon in der Tasche hat und die Halle nicht ausverkauft ist und es zudem kein Herzschlagfinale gibt, ist einzig und allein der Trainer mit seinem ungesunden Ehrgeiz daran schuld. Denkt denn auch mal jemand an die Fans, die Dramatik doch so sehr lieben?
TV Germania Großsachsen: Sicher die große Enttäuschung der Saison. Nicht nur für mich waren die großen Sachsen DER Geheimfavorit vor der Runde. Die Favoritenrolle war aber scheinbar so geheim, dass es der TV Germania selber gar nicht mitbekam. Der Sieg gegen Coburg zum Beginn der Rückrunde deutete an, wozu die Mannschaft in der Lage ist, wenn man sich beim großen Bruder in Leutershausen bedienen kann.
TSV Friedberg: Na, da geht aber mal ein Verein auf Nummer sicher. Zur Erinnerung: Nach dem Aufstiegsverzicht im letzten Jahr würde eine erneute Meisterschaft ohne Aufstieg laut Regularien den Abstieg in die Oberliga bedeuten. Das will man aber dann doch lieber selbst erledigen. Wird aber, Achtung, genau lesen, wahrscheinlich mangels fehlender Klasse nicht gelingen.
SV Auerbach: Für mich der erste richtig gefährdete Verein aus dem breiten Mittelfeld. Wäre ich Zocker, könnte ich mit dem SV "Schmidke" Auerbach übrigens richtig reich werden. Am Ende der Saison spielten die Jungs in sechs Partien gleich fünf Mal Remis. In dieser Saison auch schon wieder drei Mal. Das kann doch kein Zufall sein! 10 Euro auf Auerbach.
TSV Rödelsee: Im Bayerischen geht man scheinbar den gleichen Weg wie in Herrenberg und baut strikt auf die Jugend. So wurde der in die Jahre gekommene Micky Tonar(43) durch den erst 35- Jährigen Bostjan Hribar ersetzt. Von den drei letztplatzierten Teams könnte es am ehesten wohl Rödelsee noch aus dem Strudel schaffen. Ein Zuckerstückchen für alle einstigen Gegner einer SG von 1993: Auch in einer 1800-Seelen-Gemeinde ist Drittligahandball möglich.
SV Salamander Kornwestheim: Da ist ja der Name schon Programm. Der Salamander schleicht immer in den unteren Regionen der Hemisphäre umher, ohne Drang nach luftigen Höhen. Der Klassenerhalt dürfte extrem schwierig, aber nicht unmöglich werden. Ich behaupte einmal ganz forsch, dass von den momentan vier Schlussplatzierten drei mit niedrigeren Fahrtkosten im nächsten Jahr rechnen dürfen.
VT Zweibrücken-Saarpfalz: Ist das eigentlich ein anderes Zweibrücken als im letzten Jahr? Da wie fast jede Saison der rheinlandpfälzisch-saarländische Vertreter sowieso wieder absteigt, hat man in Zweibrücken einen verwegenen Plan ausgeheckt. Einfach zwei Mannschaften aus einer Stadt an den Start bringen, der Rest geht von allein. Ein Zweibrücken wird in der Oberliga Meister und steigt auf, das andere Zweibrücken spielt derweil dritte Liga und steigt wieder ab. Dritte Liga auf Lebenszeit, genial!