Meine Sicht auf Liga Drei (37)

Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Dritte Liga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 37: Nach dem 26.Spieltag 2013/14

Also, die Quote stimmt schon mal. Nach acht gegnerischen Fußtritten in Form von doppelten Minuspunkten, die viele schon eine taumelnde SG Richtung Oberliga wanken sahen, genügten jetzt drei Siege am Stück, um das ganze Schreckenszenario im morgendlichen Frühlingsnebel fast schon wieder verschwinden zu lassen. Ich bin mir dabei sicher, dass unter denen, die das Abstiegsgespenst nachts um die Stiftskirche huschen sahen, auch der eine oder andere Entscheidungsträger des Drittligisten war. Ich natürlich nicht.

Gut gespielt und doch verloren, leuchtet es bisweilen in dicken Lettern aus den Schreibstuben der Journaille. Gar nicht gespielt und doch gewonnen ist ein eher seltenes Schlagwort, das aber just am Wochenende seine seltene Daseinsberechtigung anmeldete. Durch das Remis von Rödelsee und die Niederlage von Auerbach hat die SG plötzlich wieder eine doch komfortable Situation im Klassenerhaltskampf inne. Dabei war doch gerade in Rödelsee nach dem Trainerwechsel hin zum Grand Signore des bayerischen Handballs bei gleichzeitig drei anstehenden Heimspielen gegen vermeintlich schlagbare Konkurrenz der Optimismus groß, auch im nächsten Jahr Tagesausflüge an den Bodensee oder zum Weltkulturerbe Stauwehr Horkheim unternehmen zu dürfen. Und auch Fritz Zenk selbst hätte sich die Aufgabe sicher leichter vorgestellt, als er im Februar zu Vertragsverhandlungen in Rödelsee eintraf, in der einen Tasche den Rettungsplan, in der anderen Tasche die Tabelle für Dazuverdienstobergrenzen von der Rentenstelle. Man weiß ja nie. Nun darf man aber, nach nur einem Pünktchen aus den drei besagten Partien später, wohl getrost davon ausgehen, dass Zenk nach der Spielzeit sich wieder seinen neugegründeten Ostbayerischen Handballclub widmen kann.

Vier Spieltage vor dem Ende darf man indes den Rechenschieber einmal langsam aus der Schublade holen, auch wenn das natürlich kein Trainer der Welt zugibt. "Wir schauen nur auf uns selbst" ist übrigens ein markengeschützter Satz der Weltsportszene. Realistisch betrachtet sind für die Spielgemeinschaftler noch zwei Siege vonnöten, um die Klasse endgültig zu halten. Wenn alles gut läuft, dann ist vielleicht das Minimalziel schon nach einem Heimsieg gegen Zweibrücken erreicht. Bei vier Siegen wäre übrigens das Saisonziel sogar ganz eingelöst, aber das nur am Rande, wir wollen ja niemanden unter Druck setzen.

Gewinnen verboten, heißt es übrigens, wenn das letzte Heimspiel gegen Pforzheim die Abstiegsfrage für die SG entscheidet. Nein, es geht nicht um jenes Spiel, sondern um die Pokalaufgabe, oder je nach Ausgang die zwei Pokalaufgaben zwei Tage vorher, dies alles Anfang Mai. Das Final Four des Württembergischen Verbandes hat jetzt, ich sag"s mal vorsichtig, nicht ganz die Strahlkraft des Hamburger oder Kölner Final Fours. Beliebt wie ein Kaktus am Nacktbadestrand, traut sich kaum ein Verein, selbst einen Erfolg beim dortigen Wettstreit in den Briefbogen zu übernehmen. Sieht man sich zum Beispiel an, welche Hürden zu überwinden sind, um dann vielleicht einmal einen attraktiven Erstligisten im folgenden Pokaljahr zugelost zu bekommen, versteht man die etwas mangelnden Sympathiebekundungen. Übrigens darf sich niemand einbilden, mal gegen Kiel oder Flensburg ranzudürfen, nein, Nord- und Südgruppen machen dies natürlich unmöglich.

Dann darf sich der Kapitän einer Mannschaft im Vorfeld solcher Termine auch schon mal wegen Omas 73. Geburtstag abmelden oder auch nur, weil er dringend Pfandflaschen zum Supermarkt bringen muss. Auf jeden Fall wird wohl kaum ein Verantwortlicher seine Mannschaft kurz vor einem entscheidenden Saisonspiel zu zwei Spielen an einem Tag mit einhundert Prozent Einsatz auf das Parkett schicken. Es wäre also fast schon fahrlässig, das Halbfinale zu gewinnen, um abends noch einmal zu spielen. Sollten unsere lokalen Lieblinge allerdings den Sack des Klassenerhalts schon vorher fest verschnürt haben, steht einem glorreichen Pokalsieg in eigener Halle aber natürlich nichts im Wege. Höchstens die Gegner.

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