Meine Sicht auf Liga Drei (43)
Meine Sicht auf Liga Drei (43)
Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Dritte Liga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 43: Nach dem Ende der Saison 2014/2015
Und wieder einmal hat es gereicht. Was die Spieler schon viel früher wussten und nur der Spannung wegen der breiten Öffentlichkeit verschwiegen hatten, lesen wir nun schwarz auf weiß. Mit sagenhaften 28 Pluspunkten und Platz zehn war der Klassenerhalt natürlich nie wirklich in Gefahr. Niederlagen wie gegen Fürstenfeldbruck waren eingeplant, um nicht zu früh Langeweile beim Publikum aufkommen zu lassen. Das war äußerst clever und zeigt den unerschütterlichen Glauben an die eigene Stärke. Als kleines Dankeschön kommt nun nachstehend wieder einmal die schonungslose Einzelkritik.
Ich veröffentliche diese zum jetzigen Zeitpunkt in der Hoffnung, dass den Akteure noch ein wenig der Geist des Trainingslagers von Mallorca inne wohnt und Einige deshalb nicht so genau hinschauen. Wer sich dennoch überhaupt nicht wiedererkennt, braucht nur den passenden Text zum passenden Namen zu stellen. Die Gedanken sind ja frei.
2 Urs Bonhage: Auch ich stimme in den Chor mit ein: Schade, dass er geht. Aber natürlich ist dies auch ein verständlicher Schritt vom Urs. Sicher will er auch einmal die Glücksmomente eines Aufstiegs genießen („Jaaa, da ist das Ding!“). In BB/SiFi kann er dies realistisch gesehen schon in der nächsten Saison erreichen. Ebenso realistisch müsste er bei der SG H2Ku zirka ein Jahr länger warten.
5 Christian Rau: Der halbe Rechte mit der vollen Power im linken Arm. Spielt sich im Laufe der Jahre immer mehr in den Vordergrund, auch auf diversen Mannschaftsbildern. Zu Recht! Kaum vorstellbar, dass Chrissi vor kurzem gerade einmal seinen 23. Geburtstag feiern konnte. Mit Milch. Schon jetzt eine Institution bei der SG. Kann auf diesem Niveau bestimmt noch ein oder zwei Jahre spielen. Bis er dann noch besser wird.
6 Sven Maier: Keiner schreit so schön wie Sven (Originalton Sven: „Aua“). Wenn der Kreisläufer zum Wurf ansetzt, habe ich immer schon in der Hosentasche das Handy parat, um die 112 zu wählen. Zum Glück lösen sich diese Befürchtungen nach dem Torabschluss in Wohlgefallen auf. Dann heißt es wieder Daumen drücken bis zur nächsten Aktion.
7 Felipe Soteras-Merz: Kalt wie Hundeschnauze, der Kerl. Und fliegen kann der! Als Fotograf könnte man während des Sprungwurfes sogar noch ganz in Ruhe das Okular im Ultraschallgerät durchspülen. Ich habe selten einen Spieler mit einer so hohen Effektivität vor dem Tor gesehen. Machte einmal in einem Spiel in dieser Saison aus neun Chancen zehn Tore, ich habs nachgezählt. Ich würde mich beim Pokern auf jeden Fall nicht mit ihm an einen Tisch setzen. Könnte einmal in die Fußstapfen von anderen großen, kleinen Handballern treten.
10 Jona Schoch: Was sich lange abzeichnete, wird nun Realität. Jona entscheidet sich gegen das große Geld und verlässt Herrenberg Richtung Neuhausen/Göppingen. Und das nur für ein bischen Bundesliga. Nun ja, ein wenig müssen wir noch warten, dann können wir dann auch bestimmt wöchentlich aufgeregt vor dem Fernseher sitzen und den Ahnungslosen aufklären: „Schau schnell, der hat auch mal bei uns in der SG gespielt“.
12 Markus Eipperle: Nun geht er ganz, der Teamplayer vor dem Herren. Hatte vor zwei Jahren mit seinem Einjahres-Wechsel nach Horkheim schon einmal alle in den Vorwarnmodus versetzt, damit niemand zu sehr geschockt ist, wenn das wirkliche Ende da ist. Eipp ging sogar so weit, sein legendäres Tor von Coburg („War doch kein großes Ding“) nun in seinem letzten Spiel gegen Friedberg noch einmal für alle nachzustellen, die damals nicht dabei sein konnten. Wer würde so etwas sonst noch machen? Menschen mit einem so hohen Sympathiefaktor und Vertrauensbonus können eigentlich nur Frauenarzt oder Automechaniker werden.
13 Christian Dürner: Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss! Wenn man immer wieder mit Verletzungen ausgestattet ist, die auch an der Physis nagen, muss man schon einmal Prioritäten setzen. Deshalb entschied sich Chris in dieser Saison, immer erst in der zweiten Halbzeit richtig durchzustarten („Ich kann alles, außer erste Halbzeit“).
14 Marcel Kohler: Nach längerer Pause hat Marcel endlich wieder an alte Tugenden anknüpfen können. Durch viele Verletzungspausen litt eindeutig seine Fitness, die ihn gerade in der Abwehr bei kniffligen Situationen immer wieder eine Zehntelsekunde zu spät kommen ließen, in denen die Hand ins Leere glitt. Nun, auf der Höhe seiner körperlichen Unversehrtheit, trifft er auch wieder zur rechten Zeit die rechte Stelle („Was rennt der auch genau mit dem Gesicht in meine Hand“). Ein herausragender Platz in der Zeitstrafenstatistik ist der Lohn einer harten Arbeit. Was wäre da bei allen dreißig Einsätzen nur alles möglich gewesen!
15 Ingo Krämer: Man sagt ja, ein Rennfahrer wird bei jedem Kind zwei Sekunden langsamer pro Runde. Sollte dieser Wert im Handball auch Relevanz haben, muss man natürlich in der Zukunft umdenken. Sollte im Hause Krämer weiterer Nachwuchs geplant sein, könnte es durchaus passieren, dass ein Tempogegenstoß in der 15. Minute erst zur Halbzeit beendet ist.
An der zum Ende der Saison steil ansteigenden Leistungskurve des Linksaußen sah man übrigens auch dann genau den Zeitpunkt der ersten Nacht-Durchschlaf-Phasen vom Sohnemann.
16 Marco Azevedo-Marques: Allein der Name lässt die große Ballsportwelt Einzug in die Markweghalle halten. Der Neuzugang mit portugiesischen Wurzeln fügte sich durchaus mit guten Leistungen ins Team ein. Erinnert im Temperament manchmal an Mathias Sammer früherer Tage. Absolut filmreif sind natürlich seine Jubelposen. MAM16 ist dabei seinem Lehrmeister und Landsmann CR7 allerdings schon um Längen voraus.
17 Tobias Klisch: Es ist ruhiger geworden um den Spielmacher. Zumindest auf dem Parkett. Schiebt sich immer mehr in die Rolle eines hauptamtlichen Co-Trainers. Hat in dieser Mission mit dem Sieg in Konstanz schon sein Meisterstück abgeliefert, als Nico Kiener verhindert war. Aber Vorsicht! Erfolge, die ohne den Chef eingefahren werden, machen den Arbeitsplatz keineswegs sicherer. Bei der Pressekonferenz daher immer betonen: “Ohne Nicos Vorarbeit wäre dieser Sieg niemals möglich gewesen! Danke Nico, danke!“
18 Daniel Schliedermann: (korrigiert) Wurde im November geholt, weil sich Felipe Soteras-Merz verletzt hatte. Auf den ersten Blick durfte man fast vermuten, man hätte einen sportlichen und teilweise optischen Doppelgänger gesucht und gefunden. Spielte immer volles Risiko. Musste dabei aber öfters seiner jugendlichen Unerfahrenheit Tribut zollen. Trotzdem schade, dass er geht. Hat sich nun mit Pfullingen eine Mannschaft gesucht, in der er vielleicht mehr Spielanteile bekommt.
22 Alexander Zürn: Eine gelungene Einstandssaison vom vorjährigen Landesligaspieler. Darf sicher noch ein wenig Muskelmasse in seinem Körper unterbringen. Muss aber unbedingt noch an seiner Torabschlussmimik feilen. Macht es bisweilen jedem Fotografen schwer, veröffentlichungswürdige Bilder zu schießen, da Alex beim Torwurf das Gesicht oft verzieht, als ob er gerade gegen einen geladenen Weidezaun springt. Schaut beim Urs komischerweise ähnlich aus. Wo haben beide früher noch einmal gespielt?
23 Dominik Rose: Sicher ein Aufsteiger der Saison. Erfüllte die Vorgaben, die man an ihn stellte, stets zu fast einhundert Prozent. Und das auf gleich mehreren Positionen, auf denen er eigentlich gar nicht vorgesehen war. Bin dann echt einmal gespannt, wie er sich in der kommenden Saison als Torwart schlägt, wenn der Bedarf dafür einmal vorhanden ist.
26 Tobias Barthold: Der Zehn-Sekunden-Torhüter auf hatte trotz seiner überschaubaren Einsatzzeit entscheidenden Anteil am Klassenerhalt. Im mit entscheidenden Spiel gegen den Löwenverschnitt aus Kronau ließ der alte Fuchs bei seinem Kurzeinsatz den Strafwurf von Michel Abt absichtlich passieren und wog so den Gegner in trügerischer Sicherheit. Seine Mitspieler bestraften dies umgehend und fuhren die beiden Punkte ein. Was für ein taktischer Geniestreich! Das dürfte wohl auch für eine erneute Nominierung zum Gäusportler des Jahres reichen.
27 Christian Zluhan: Er tanzte nur einen Sommer auf den Fliesen der Stiftskirche. Kam einfach nicht an Ingo Krämer vorbei, der sich aber auch partout nicht verletzten wollte oder nicht in der Mitte spielen durfte. Nimmt nun woanders einen neuen Anlauf in die große Handballwelt. Aber aus jedem Tal geht es bekanntlich auch wieder nach oben, auch aus einem Bottwartal.