Meine Sicht auf Liga Vier (50)
Meine Sicht auf Liga Vier (50)
Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Oberliga Baden-Württemberg wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 50: Nach dem 19.Spieltag 2016/17
Es rauscht wieder im Blätterwald, wenn es um die Spiele unserer SG H2Ku geht. Vor allem nach der Gala gegen die Filderer schießen die Lobeshymnen schier durchs Dach der Redaktionsstuben in nah und fern. So wird am Donnerstag in einer der großen deutschen Boulevardzeitungen, dem Herrenberger Amtsblatt, getitelt werden: „Vom Jäger zum Gejagten“. Und auch beim Gegenstück des Doppelpass bei Sport 1, dem Stammtisch in der Haslacher Sporthallengaststätte, sorgt der Handball-Oberligist längst wieder für positiven Gesprächsstoff.
Die Jungs, die auf dem Parkett der Leidenschaften genau dafür sorgen, haben sich diese wohlwollenden Schlagzeilen aber auch vollkommen verdient. Wenn sich nach Spielende wieder mehr Fans mit den großen, verschwitzten Spielern abklatschen wollen, hat dies mindestens zwei gute Gründe. Erstens naturgemäß wegen der momentanen Erfolge, wer möchte sich nicht mit den Akteuren im Glanze des Sieges sonnen? Und zweitens natürlich auch, weil nach so einem Händedruck mit einer verklebten Spielerpranke das Bier am Tresen der Mensa, nun ja, einfach viel besser in der Hand liegt.
12:2 Punkte aus den letzten sieben Spielen lesen sich aber auch echt beeindruckend. Blöd nur, dass alle zwölf Punkte auf der Habenseite dabei aus den vergangenen sechs Heimspielen erworfen wurden. Die einzigen zwei Minuspunkte hingegen waren das Produkt des einzigen Auswärtsspiels in Willstätt. Es hat sich inzwischen unzweifelhaft herumgesprochen, dass der jetzige Tabellenzweite seine Gegner in der Markweghalle reihenweise tranchiert wie einen Truthahn beim amerikanischen Erntedankfest, dem Thanks-Kiffing. Auswärts hingegen zieren unsere Jungs nach teils doch sehr biederen Auftritten fast einen Abstiegsrang. Lediglich sechs Teams holten bisher weniger Punkte als die von der Reiseseuche befallenen SG-Spieler. Mit solch einer Bilanz braucht man natürlich gar nicht erst von einer Spielklasse höher zu träumen. Und wenn dies doch gelingen würde, kann man sich die Folgen auch ohne allzuviel Phantasie mühelos ausmalen.
Und so darf man am Samstag gespannt nach Plochingen blicken, wenn der frischgebackene Tabellenvize versuchen wird, mit aller Macht diese Platzierung auch nach dem Spielschluss im Hexenkessel Schafhausäckerhalle zu bekleiden. Allein der Hallenname wirkt dabei respekteinflößend. Trotzdem wird es mal wieder Zeit, dass es nach dem Schlusspfiff laut „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ durch die Katakomben hallt. Immerhin gab es dieses beglückende Gänsehautfeeling zuletzt für die SG H2Ku Mitte Oktober 2016. Bleibt zu hoffen, dass dieses Datum am Samstag zur Makulatur wird.
Neben dem getrübten Blick auf das aktuelle Geschehen lohnt sich heute aber auch einmal ein Gedanke zurück. Fünfzig Folgen sind nun in die Tastatur gehämmert, von „Meine Sicht auf Liga Zwei“ über „Liga Drei“ bis jetzt zu „Meine Sicht auf Liga Vier“. Manchmal hatte ich Recht mit meinen Meinungen, manchmal hatten aber auch andere Unrecht. Was geblieben ist, waren aber häufige Feedbacks, die zum Weitermachen animierten. Nicht nur deshalb kann ich allen Freunden der Serie versichern, dass es weiterhin Ergüsse aus der Handballszene geben wird. Die Kritiker werden sich bis zum Ende des Schreckens allerdings noch etwas gedulden müssen.
