Meine Sicht auf Liga Vier (48)
Meine Sicht auf Liga Vier (48)
19.09.2016
Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Oberliga Baden-Württemberg wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 48: Nach dem 2.Spieltag der Saison 2016/2017
Nun ist es doch passiert. Lange hatte ich mich gewehrt, das böse Wort mit O in den Mund zu nehmen oder damit die Tastatur meines elektronischen Helfers zu entweihen. Ich habe das Wort achtlos in die Ecke gestellt wie den, natürlich unbenutzten, Staubsauger, wenn dieser mir schamlos den Weg zum Fernseher mit dazugehöriger Couch verstellt.
Die Rede ist natürlich von der Oberliga. Was hatten wir als Fans in den vergangenen Spielzeiten noch geträumt, einmal in den bezahlten, aber leider nicht bezahlbaren Handball der 2. Liga zurückzukehren. Und nun das. Allerdings habe ich inzwischen den Flüssigkeitsverlust mehrerer Liter bitter vergossenen Tränen mit hochprozentiger Ersatzflüssigkeit aus der gut sortierten Reiseapotheke aufgefüllt (bitte nicht nachmachen!). Und siehe da: Das Blut - kein Blut Gemisch hat auch bei mir zu einer schier unermesslichen Vorfreude auf die vierte Liga geführt.
Volle Hallen, rasante Spiele – das muss halt noch eine Weile warten. Dachte ich. Hatte ich in der Dritten Liga schon immer weit daneben gelegen, das Niveau von Mannschaften im Vorfeld einer Spielzeit richtig einzuschätzen – zum Beispiel hatte ich in meiner Naivität an den Klassenerhalt meines Lieblingsteams geglaubt – tappe ich nun vollkommen im Dunkeln. Beim Zuschauerzuspruch muss man natürlich zugeben, aus allen Nähten brechen die Sportstätten der BWOL nicht gerade. Bei manchen herrscht dann doch am Biertresen das größte Gedränge. Doch das ist eine Klasse höher oft auch nicht anders.
Die sportliche Qualität hingegen überrascht dann doch ein wenig. Ich bin eigentlich von bis jetzt zwei souveränen Siegen ausgegangen, gegen Gegner natürlich, die uns weit unterlegen sind. Vor allem der Auftritt der badischen Freunde aus Willstätt, bei denen einige Akteure sicher ein mehrmonatiges Trainingslager in den kanadischen Wäldern mit Laubsägearbeiten und Bärenkämpfen hinter sich hatten, zeigt, dass zur Dritten Liga, wohl oft nicht viel fehlt. Momentan glaube ich, dass die SG am Ende Zweiter hinter Willstätt und vor Sandweier wird. Die anderen Mannschaften in der Liga werden ja wohl kaum noch stärker sein.
Auf jeden Fall kann, oder muss(?), man aber am kommenden Sonntag gegen die Joggingbrot-Mannschaft aus der Ulmer Vorstadt einen starken Sprint-Sieg erwarten, um dann frisch gestärkt ins Derby auf die Fildern zu gehen. Allerdings sollte dann nicht schon wieder ein Vier-Tore-Rückstand als Versuchsobjekt für den Beweis von mannschaftlichem Charakter herhalten. Auch der Fan leidet jedes Mal mit!
Wenn unsere Mannschaft im Spätherbst dann übrigens immer noch oben mitspielen sollte, ist dies auch die Bestätigung dafür, wie wichtig die Verpflichtung von zwei Hochkarätern vor der Saison war. So talentiert die anderen Neuzugänge und Aufrücker auch sind, allein schon jetzt dürfte jedem klar sein, dass selbst ein gesicherter Mittelfeldplatz ohne Zukauf von dieser Qualität von außen und innen kein Selbstläufer gewesen wäre.
Schaut man sich die Kader und vor allem auch die Ergebnisse der anderen Favoriten an, vor allem aus Neuhausen und Kornwestheim, wird schnell deutlich, dass ein Platz an der Sonne nur über Drittliganiveau zu erreichen ist. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, was zum Beispiel von den Plochingern zu erwarten ist. Das werden wir aber zum nächsten Heimspiel mit eigenen Augen sehen dürfen, wenn der momentane Tabellenführer um Oberliga-Megastar Daniel Brack seine Aufwartung in der Markweghalle macht. Die Aufzählung solcher Teams lässt sich im Laufe der Spielzeit aber sicher noch fortsetzen.
Bei so viel Spannung, Dramatik und gutem Handball in der Oberliga Baden-Württemberg frage ich mich dann nur noch eines: Warum wollen wir eigentlich zurück in die Dritte Liga? Nun ja, ich werde es sicher herausfinden.