Meine Sicht auf Liga Zwei (11)

Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Zweite Bundesliga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 11: nach dem vierten Spieltag

Langsam reihen sich die Mannschaften ein. Wie nach dem Start eines 800 Meter-Laufes wird hier und da noch ein wenig gerangelt, bis jeder seine Position gefunden hat. Ob er die nun wollte oder auch nicht. Die richtig großen Überraschungen sind bisher ausgeblieben. Die kleinen dagegen nicht. So konnte man nicht unbedingt damit rechnen, dass die TuSpo aus Obernburg schmucklos ohne Punkt das Ende der Tabelle ziert. Ein Fakt, der ein Großteil auch die Schuld der SGH2Ku ist, die sich schon am ersten Spieltag mit einem Sieg bei eben dieser Mannschaft die ersten Zweitligasporen und damit verbunden den ersten Respekt verdiente.

Auch wenn nach diesen vier Spieltagen noch nicht mit den ganz Großen der Liga um die harzverklebte Lederkugel gerungen wurde, nötigt der Start doch schon Respekt ab. Im Umfeld hat wohl kaum einer mit dieser momentanen Ausbeute gerechnet. Die allergrößten Pessimisten vermuteten gar den erreichten Pluszählerstand mit Datum Mai nächsten Jahres.

Apropos gerungen. Wer auf die Statistik schaut, und das machen erfahrungsgemäß auch schon nach vier Spielen die Schiedsrichter und die Gegnerteams, könnte zu der Annahme verleitet werden, bei der SG steht 15mal ein gewisser Maik Franz aus besten Karlsruher Bundesligazeiten im Spielberichtsbogen. Die Fussballinteressierten werden sich erinnern. Regelauslegungen hin oder her, diesen scheinbaren Makel kann man nicht so schnell abstreifen und man hat kaum eine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Auch bei zaghafteren Zugreifen kann es durch die Männer in Schwarz in Zukunft schneller zu Zeitstrafen kommen. Und kommende Gegner werden wohl schon bei einem vorbeilaufenden Haslacher vom Windzug zu Boden gerissen werden. Man kanns ja mal probieren. Dass Oliver Hess in der Gunst der Schiris dabei der ungekrönte König ist, mutet indes schon seltsam an, wenn man sich ansieht, was dieser bei jeder Aktion selbst einstecken muss. Nach vorsichtigem Wimpernzupfen in seinem Gesicht sieht das meistens jedenfalls nicht aus.

Was natürlich feststeht, ist die Tatsache, dass die SG in jedem Spiel über die eigene Schmerzgrenze hinaus gehen muss. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Wir als Antibewegungstalente denken, einfach mehr laufen, dann geht das schon. Aber stellen wir uns einfach folgendes vor: An einem herbstlichen SG-Heimspieltag werden Sie von Ihrer besseren Hälfte nicht in die Markweghalle, sondern in eine zeitgenössische Oper entführt. Sie sollen dort dem Zauber der Musik erliegen, die Ihnen eine mit Hüftgold ummantelte Walküre zu Füßen legt. Nach dem dreistündigen Kunstgenuss diskutieren sie noch mit Ihrer Frau bei einer Tasse heißer Schokolade(!) über das gerade gesehene. Den Moment danach müssen Sie unbedingt im Gedächtnis behalten, damit Sie wissen, was Woche für Woche von den sportlichen Akteuren erwartet wird. In körperlicher Hinsicht. Aber glauben Sie mir: Es tut beides sehr, sehr weh.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Mannen von Axel Kromer in den nächsten Spielen gegen die Spitzenmannschaften nicht beirren lassen und allen Pessimisten zeigen, dass diese keine Ahnung vom Handball haben. Also auch mir.

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