Meine Sicht auf Liga zwei (13)
Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Zweite Bundesliga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 13: nach 16. Spieltag
Von einem, der auszog, das Fürchten zu lehren. Als Hendrik Pekeler im Sommer den THW Kiel verließ, hatte er wohl ein klares Ziel. Er wollte aus dem Schatten der großen Stars von der Förde treten. Hinter ihnen war er kaum auszumachen. Deswegen schloss er sich dem ambitionierten Zweitligisten Bergischer HC an. Er wollte sicherlich, dass man auch über ihn in Handballdeutschland spricht. Schon nach einem halben Jahr ist ihm das nun gelungen. Leider aber nicht in der Form, wie sich das Pekeler selbst nicht vorgestellt haben dürfte.
Alles geschah weitab vom Spielfeld. Was war passiert? Im Sommer traf die Vereinigung der Handball-Bundesliga, kurz HBL, eine Entscheidung zur Sperre von Spielern nach roten Karten. Da in der Rechtsordnung des Deutschen Handball-Bundes, kurz DHB, ein Ausschluss von zwei Wochen festgelegt ist, stimmte man einstimmig, das ist hier besonders wichtig, für eine Sperre von nur einem Spiel. Die Bundesligisten fürchteten, dass wegen eines z.B. taktischen Fouls in der Schlussphase der betroffene Akteur für eventuell vier Spiele seinem Verein nur zum Trikotwaschen, aber nicht zum Torewerfen zur Verfügung steht. Man wusste natürlich, dass dies rechtliche Grauzone war und man DHB-Gesetze nicht selbst ändern konnte. Deshalb der einstimmige Beschluss. Außerdem sicherte man sich per Beschluss gegenseitig zu, nicht gegen diesen Entscheid zu klagen. Ein Vertrag auf Treu und Glauben quasi.
Bisher klappte dies auch ganz gut. Auch deshalb, weil bei fast allen relevanten Fällen der betreffende Spieler ohnehin zwei Wochen kein Spiel hatte. Nun hat aber Hendrik Pekeler in einem Spiel seiner Reserve eben eine solche Karte erhalten. Nach der nun beschlossenen Regelung hat er sein Spiel Sperre brav abgesessen, um in Bittenfeld wieder einzugreifen. Grünes Licht gab es dafür auch von der HBL, auch auf Anfrage. Der HSC Coburg, weit hinter den eigenen Erwartungen zurück, erkannte plötzlich seine Chance auf zwei unerwartete Punkte, und erhob Einspruch. Deshalb, weil man in Nordfranken der Meinung war, Pekeler hätte in Bittenfeld nicht spielen dürfen. Da er es trotzdem tat, wäre er natürlich in Coburg auch nicht spielberechtigt. Übrigens später in Frankfurt ebenso. Zwar wurde der Einspruch von der HBL abgeschmettert., die Gerichtsbarkeit des DHB entschied aber knallhart. Wohl auch als Exempel, denn schon lange ist das Verhältnis von DHB und HBL nicht das allerbeste. So wurden dem Bergischen HC sechs Punkte abgezogen, und den klagenden Vereinen jeweils zwei Pluspunkte zugesprochen. Mit gewaltigen Folgen. Der BHC kann wohl schon jetzt für ein weiteres Jahr zweite Liga planen. Die Coburger und Frankfurter sind plötzlich wieder mittendrin statt nur dabei. Die Bittenfelder hingegen stehen auf einem Relegationsplatz zur ersten Liga, punktgleich mit Düsseldorf. Pikant: ohne Klage stände genau dort der Bergische HC. Alle anderen Vereine argumentieren jetzt natürlich mit Wettbewerbsverzerrung. Und das nicht völlig zu Unrecht.
Von schlechtem Gewissen ist beim Klageinitiator, dem HSC Coburg, übrigens nicht viel zu spüren. Man dreht und windet sich, Pekeler wurde schließlich bei einem Oberligaspiel zum Duschen geschickt, oder aber das Argument, auf der Versammlung wurde man nicht hinreichend über Folgen informiert und wurde zur einstimmigen Abstimmung gedrängt. Man könnte fast meinen, es wäre der Hausmeister der Coburger Sporthalle zur Abstimmung gefahren. Für alle beteiligten Mannschaften sollte aber spätestens jetzt klar sein: Vertrauen in einem Geschäft, in dem es um viel geht, gerade in dieser Saison, ist wohl völlig fehl am Platze. Für den Bergischen HC hat die Klage des HSC allerdings auch etwas Gutes. Hätten die Coburger nicht geklagt, sondern erst nach dem letzten Spieltag der letzte Gegner EHV Aue, hätten laut DHB-Spielordnung alle Spiele bis dahin als verloren gewertet müssen. Der BHC wäre abgestiegen. Das ist aber wirklich nur Ironie