Meine Sicht auf Liga Zwei (10)

Einen gnadenlos subjektiven, aber nicht allzu ernst nehmenden Blick auf die Zweite Bundesliga Süd wagt Sportskanone Erhard VerWunderlich
Folge 10: vor dem ersten Spieltag

Es hätte alles so einfach sein können. Eine Woche, bevor zum zweiten Male das große Hauen und Stechen um den Regionalligaverbleib beginnt, bei dem wieder die halbe Liga auf der Strecke bleibt, hätte ich den Bericht aus dem Vorjahr aus der Schublade zaubern können und erneut verwendet. Die Abläufe gleichen sich doch immer wieder, sind längst zu Automatismen mutiert, die allenfalls von den Vereinsoberen in Punkto Saisonziel jährlich ein wenig verändert werden. Zu dumm, dass mir die einheimische SG dabei einen richtig dicken Strich durch die Rechnung gemacht hat.

Aufstieg in die zweite Liga. Was vor einigen Jahren bei lautem Äußern dieser Prognose noch zur unweigerlichen Zwangseinweisung in einschlägige Einrichtungen geführt hätte, ist nun greifbare Realität geworden.
Ab nächster Woche ist nun also alles anders. Die SGH2Ku spielt nicht mehr in der Regionalliga, die sowieso nicht mehr so heißt. Allerdings hatten einige der Stammtischexperten genau das vorhergesehen, allerdings in die andere Richtung. Zu sehr wogen noch vor einem Jahr die Abgänge von Toptorjäger und Abwehrchef. Und dass ein Trainer ans Ruder kam, der in Herrenberg den Beginn seiner Vereinstätigkeit feiern durfte, trug wohl auch nicht zur Beruhigung der Volksseele bei. Was aber dann folgte, glich einer mittleren Sensation, etwa wie Schnee im August, ist allseits bekannt und braucht hier nicht nochmals aufgewärmt werden.
Und so wurde nach der sechswöchigen Pause, gerade genug Zeit für die Spieler, nach den Feierlichkeiten wieder auszunüchtern, die Vorbereitung auf eine eventuell einmalige Saison begonnen.

Natürlich werden sich die Spieler daran gewöhnen müssen, dass die Spielflächen auswärts viel, viel größer sind und die Tore dafür viel, viel kleiner. Gefühlt zumindest. Natürlich werden auch mal Gegenspieler meist internationalen Ursprungs auftauchen, die eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem heimischen, viertürigen Kleiderschrank besitzen und nebenher ohne Leiter die Hallenbeleuchtung auswechseln könnten. Aber Bangemachen gilt nicht. Zwar sind die Chancen auf den Klassenverbleib durch die fast unmenschliche Ligareform wohl eher theoretischer Natur, für guten Handball und einige gute Resultate sollte es aber trotzdem reichen. Zu diesem Zweck wurde im Vergleich zum Vorjahr natürlich noch mal kräftig Gas gegeben. Topfit wird die Mannschaft auf jeden Fall in die Saison gehen. Gemunkelt wurde hinter vorgehaltener Hand schon, die Spieler durften zur Trainingsreduzierung im Juli die Tour de France mitfahren. Spielerisch glänzen konnte die SG in der Vorbereitung zwar noch nicht. Dies sollte den interessierten Betrachter aber nicht weiter verunsichern. Es kann nämlich auch eine Taktik gewesen sein, die Gegner in der Liga erst einmal in Sicherheit zu wiegen.

Fakt ist auf jeden Fall, dass für alle Beteiligten, ob nun Spieler, Trainer oder Zuschauer eine Saison anbricht, die vom ersten bis zum letzten Spieltag neue Erkenntnisse bringen. In welche Richtung, wage ich nicht zu beurteilen. Aber vielleicht heißt es ja im nächsten Jahr wieder: Es schneite im August

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